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Neukölln: Pausenhöfe wieder unbewacht

Neuköllner Schulen müssen im neuen Jahr auf Sicherheitsdienste verzichten: Jetzt verstärken Lehrer die Aufsichten. Die Neuköllner Stadträtin hofft darauf, das Projekt doch noch fortsetzen zu können.

Die 16 Neuköllner Schulen, die seit dem Ende der Weihnachtsferien ohne Wachschutz auskommen müssen, sind wieder auf sich allein gestellt, um die Sicherheit für Lehrer und Schüler zu gewährleisten. Der erste Unterrichtstag nach den Ferien verlief zwar ohne besondere Vorkommnisse, doch viele Schulleiter sind besorgt, dass sich bald wieder Zustände wie vor dem Einsatz der Wachleute einstellen. „Ich hoffe, dass sich die Abschaffung der Wachleute nicht so schnell herumspricht“, sagt der Leiter des Albert-Schweitzer-Gymnasiums, Georg Krapp. Die Schule in der Nähe des Hermannplatzes war vor der Einführung des Sicherheitspersonals im Jahr 2007 besonders von Belästigungen betroffen gewesen. Schulfremde Personen hatten regelmäßig Lehrer und Schüler beleidigt und auf dem Schulgelände Alkohol oder Drogen konsumiert. Zweimal sei versucht worden, eine Schultoilette in Brand zu setzen, erzählt Krapp. Mit der Einführung des Wachpersonals hätten diese Vorfälle schlagartig aufgehört.

An der Albert-Schweitzer-Schule wurden jetzt zunächst neue Schlösser in den Treppenhäusern eingebaut, so dass sich die Zugänge nur noch von innen öffnen lassen. Außerdem werden mehr Lehrer für die Pausenaufsichten eingesetzt. Problematisch seien aber vor allem die Zeiten während des Unterrichts, weil es dann keine Kontrollen gebe, sagte Krapp.

Auch an der Clay-Schule in Rudow versucht man, durch eine Verstärkung der Pausenaufsichten das Fehlen des Wachschutzes aufzufangen. Das sei eine zusätzliche Belastung für die Lehrer, sagt Schulleiter Hartwig Beier. Das Gelände der Sekundarschule sei groß und unübersichtlich, es sei deshalb schwierig, fremde Personen aufzuspüren.

Am Leonardo-da-Vinci-Gymnasium in Buckow hatte der Wachschutz die Schüler bisher zur entlegenen Turnhalle begleitet. Früher seien mehrfach Schüler auf dem Weg beraubt oder geschlagen worden, berichtet Schulleiter Martin Frank. Jetzt müssten die Schüler gemeinsam im Klassenverband zur Turnhalle zu gehen. Auch Frank bedauert die Abschaffung des Wachschutzes. Die Sicherheitsleute hätten eine Art Sozialarbeiter-Funktion ausgeübt. „Doch wir müssen uns den Realitäten stellen“, sagt Frank. Schließlich kämen Schulen in anderen Bezirken auch ohne Wachpersonal aus.

Der Bezirk Neukölln hatte das Projekt aufgrund von Sparzwängen nicht verlängert. Bildungsstadträtin Franziska Giffey (SPD), die den Wachschutz für „ein Erfolgsmodell“ hält, hat die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben, die 700 000 Euro für den Sicherheitsdienst noch aufzutreiben. Neukölln müsse zwar im Jahr 2012 neun Millionen Euro im Bezirksetat einsparen, doch kurz vor Weihnachten hatte der Senat den Bezirken 50 Millionen Euro zusätzlich bewilligt. In der nächsten Woche solle das Thema im Bezirksamt-Kollegium noch einmal zur Sprache gebracht werden. Geprüft werde zudem, ob technische Lösungen wie zum Beispiel Chipkarten oder Handscanner als Zugangskontrolle an den Schulen einsetzbar seien.

Schulleiter Krapp sieht den Senat bei der Finanzierung in der Pflicht. „Es geht um die Sicherheit an unserem Arbeitsplatz, dafür ist der Arbeitgeber zuständig.“ Die Bildungsverwaltung ist offenbar anderer Meinung und verweist auf die Zuständigkeit des Bezirks.

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