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Schule: Pausenhöfe wieder unbewacht

Neukölln schafft Sicherheitsleute vor Schulen ab

Die Neuköllner Schulen sollen ihren Wachschutz verlieren – und sind alarmiert. Etliche Schulleiter befürchten, dass es nun wieder zu Übergriffen kommt, nachdem es in den letzten Jahren keine Gewaltvorfälle gegeben hatte. Wie berichtet, sieht sich der Bezirk aus Kostengründen gezwungen, die knapp 700 000 Euro für die Bewachung von 16 Standorten einzusparen. Deshalb sollen die Verträge nun auslaufen.

„Das ist für uns eine Katastrophe“, heißt es aus dem Leonardo-da-Vinci- Gymnasium in Buckow. Hier hatten die Wachschützer die Kinder Tag für Tag in die abgelegene Sporthalle begleitet, nachdem es unterwegs jahrelang zu Übergriffen gekommen war. „Ein kleiner Junge wurde gewürgt, andere Kinder wurden geschlagen oder bestohlen“, berichtet die stellvertretende Schulleiterin Doris Mischon-Vosselmann. Sie befürchtet, dass die Übergriffe wieder beginnen, sobald sich herumspricht, dass es ab Januar keinen Schutz mehr gibt.

„Wir haben uns an das Gefühl der Sicherheit gewöhnt“, sagt auch Klaus Düsing, Vize-Rektor der Röntgen-Realschule. Hier hatte es im Juni 2007 einen brutalen Angriff eines Schulfremden auf einen Lehrer gegeben. Der Fall war so eklatant, dass der damalige Bildungsstadtrat Wolfgang Schimmang (SPD) den Einsatz der Wachschützer durchsetzte – gegen Widerstände der eigenen Genossen. So hatte Innensenator Ehrhart Körting von „paramilitärischen“ Kräften gesprochen. Der Senat weigerte sich strikt, sich an der Finanzierung zu beteiligen.

„Die Wachschützer sind zu Partnern der Schulen geworden“, betont Schimmangs Nachfolgerin Franziska Giffey (SPD), die sich nur ungern an Körtings „Gerede von paramilitärischen Einheiten“ erinnert. Sie verweist auf Umfragen in den Schulen. Die hätten ergeben, dass es eine hohe Zufriedenheit mit den uniformierten Helfern gebe. Angesichts eines Bezirksdefizits von 7,5 Millionen Euro könne Neukölln sich die Wachschützer aber leider nicht mehr leisten.

Die Schulen überlegen nun, wie es weitergehen kann. Die Rede ist von Frühaufsichten durch Lehrer, Videokameras und verschlossenen Türen. „Wir sind aber nicht dafür ausgebildet, auf gewalttätige Schulfremde zu reagieren“, gibt die Leiterin der Rütli-Schule, Cordula Heckmann, zu bedenken. Die Wachschützer hätten den Lehrern die Angst genommen. sve

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