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Foto: Paul Zinken

© Paul Zinken

POSITION: Die Uno ist kein Kartenspiel

Für mehr politische Bildung im Unterricht

Es mag stimmen, dass Berliner Jugendliche oft nicht besonders an Politik interessiert sind. Woran das liegt? Vielleicht daran, dass Jugendliche nicht genug über Politik wissen und nicht immer verstehen, was da gerade passiert. Politik hat unter Jugendlichen außerdem nicht den besten Ruf – auch, weil die Entscheidungen nur in der Hand von Erwachsenen zu liegen scheinen.

Ein kleiner Wissenstest an einem Zehlendorfer Gymnasium zeigte ein erschreckendes Resultat: Fast zwei Drittel der befragten Neuntklässler konnten nicht erklären, was die Uno ist – einige hielten sie für das gleichnamige Kartenspiel. Mehr als die Hälfte der Elftklässler wusste nicht, was Erst- und Zweitstimmen sind. So kann Politik nicht gewissenhaft mitbestimmt werden.

Es gibt jedoch eine Möglichkeit, die Politikverdrossenheit Jugendlicher aufzuhalten oder vielleicht sogar ins Gegenteil zu verkehren: Politik als Schulfach. So heißt auch unsere Gruppe, die sich dafür einsetzt und fest von den positiven Effekten überzeugt ist – etwa davon, dass verpflichtender Politikunterricht zu einer höheren Wahlbeteiligung führen würde. Die Initiative „Politik als Schulfach“ besteht seit etwa einem Jahr, wir hatten uns mit unserem Anliegen bereits an den Senat gewandt. Die Antwort: Unsere Forderung sei längst erfüllt. Im Fach Geschichte nämlich sollen seit 2006 zwei Drittel Geschichte und ein Drittel Sozialkunde unterrichtet werden. In der Realität jedoch unterschlagen die meisten Lehrer das Sozialkunde-Drittel.

Also haben wir unsere Ziele neu formuliert. Derzeit fließt die Note für Sozialkunde in die Note für Geschichte mit ein. Durch eine getrennte Benotung würde jedoch ein Anreiz oder sogar ein Zwang zur korrekten Bewertung und Aufteilung des Unterrichts geschaffen. Unsere Gruppe verlangt also nur, was laut Senat ohnehin schon umgesetzt ist.

Dann könnte auch der Unterricht definiert werden und Folgendes beinhalten: Grundkenntnisse sollten vermittelt, aktuelle Themen diskutiert werden. Jeder Schüler sollte im Unterricht angeregt werden, sich eine eigene politische Meinung zu bilden.

Unsere Gruppe hat bereits Unterstützer gewonnen – auf dem Jugendforum in Steglitz-Zehlendorf etwa. Auch an verschiedenen Schulen haben wir die Initiative bekannt gemacht, wir haben eine Webseite, einen Mail-Verteiler und eine Gruppe auf Facebook. Mehr als 300 Unterschriften sind schon beisammen.

Wir wollen etwas verändern. An unseren Schulen – und für uns.

Ruth Appel, 16, besucht die 10. Klasse des Canisius-Kollegs in Tiergarten und ist Mitglied der Gruppe „Politik als Schulfach“. Mehr Informationen zur Initiative unter www.politik-als-schulfach.de und auf der Seite der Facebook-Gruppe „Politik als Schulfach“.

Ruth Appel

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