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Schule: Preiswert tanken beim „Gasmann“

Erdgaspreis liegt derzeit bei nur noch 40 Prozent des Preises für Benzin

Die Fahrt zur Tankstelle wird für immer mehr Autofahrer so langsam zu einem Horrortrip. Denn die permanent steigenden Spritpreise reißen immer größere Löcher in die Haushaltskasse. Selbst die wachsende Zahl der Dieselfahrer wird sich wohl so langsam an die Eins vor dem Komma gewöhnen müssen. Kein Wunder, dass in Grenzgebieten mit niedrigeren Spritpreisen jenseits der Landesgrenze, wie Luxemburg, Polen oder der Schweiz, der Tanktourismus zunimmt.

Doch für Berliner lohnt die Extratour in den Osten allein zum Tanken nicht mehr. So lässt, wer es kann, sein Auto öfter einmal zu Hause. Doch manche sind angesichts fehlender Alternativen für den Weg von und zur Arbeit nun einmal auf das Auto angewiesen. Aber auch für sie gibt es eine Möglichkeit, beim Kraftstoff wirksam zu sparen – indem sie nämlich, wie bereits mehr als 20 000 Autofahrer in Deutschland, statt flüssigem Sprit komprimiertes Erdgas zapfen.

Das nämlich kostet im Durchschnitt, wie an anderer Stelle genau ausgerechnet, bereits weniger als die Hälfte dessen, was man für Benzin ausgeben muss. Und auch gegenüber Diesel ergibt sich ein erheblicher Preisvorteil. Der dürfte, selbst wenn der Erdgaspreis in den nächsten Jahren noch ein wenig steigen sollte, sogar noch zunehmen. Denn für Erdgas ist gesetzlich bis zum Jahr 2020 eine spürbar niedrigere Mineralölsteuer festgeschrieben. Das setzt natürlich voraus, dass man unseren Politikern trauen darf und nicht auch diese Regelung mit irgendeiner Begründung „reformiert“ wird.

Schön und gut, werden viele sagen, doch um Erdgas tanken zu können, brauche ich auch ein entsprechend ausgestattetes Auto. Das ist richtig, aber ein immer leichter lösbares Problem. Wobei es dafür zwei Wege gibt. Der eine sieht so aus, dass man einen ganz normalen Benzinmotor so umrüstet, dass er auch mit Erdgas betrieben werden kann. Hierfür gibt es verschiedene Spezialbetriebe, die den Motor auf die Einblasung von Erdgas umrüsten und das Fahrzeug auch mit Erdgastanks ausstatten. Das allerdings bedeutet, dass in diesem Fällen ein Teil des Laderaums verloren geht, der für die Unterbringung des Erdgastanks benötigt wird.

Die bessere Lösung ist es, ein neues oder gebrauchtes Auto zu kaufen, das bereits vom Werk für den Erdgasbetrieb eingerichtet ist. Hier hat die Mehrzahl der Anbieter inzwischen Lösungen entwickelt, bei denen die Tanks entweder unter dem Wagenboden oder auch im Bereich unter der hinteren Sitzbank so angeordnet sind, dass kein oder nur wenig Nutzraum dafür verloren geht.

Wer sich eines dieser bei Ford und Opel mit der Zusatzbezeichnung CNG für „Compressed Natural Gas“ versehenen Fahrzeuge anschafft – Mercedes-Benz benutzt die Bezeichnung NGT für „Natural Gas Technology“", Fiat spricht von Bipower oder Natural Power, Peugeot-Citroën von Bivalent, VW von Bifuel und Volvo von bi-fuel – wird dann allerdings vor die Alternative gestellt, ob er ein „bivalentes" oder ein „monovalentes“ Erdgasfahrzeug erwerben möchte. Das klingt komplizierter als es ist.

Bivalente Erdgasfahrzeuge haben neben ihren Erdgastanks auch einen ganz normalen Benzintank. Damit gehören auch umgerüstete Benziner in diese Gruppe. Sie können sowohl mit Benzin als auch mit Erdgas fahren, wobei ihr Motor auf den Betrieb mit Benzin optimiert ist. Das bedeutet dann, wenn sie auf Erdgas umschalten, einen Leistungsverlust in der Größenordnung von rund zehn Prozent, was in der Praxis allerdings kaum spürbar ist.

Die Motoren monovalenter Erdgasfahrzeuge sind im Unterschied zu denen bei bivalenten Erdgasautos konsequent auf den Betrieb mit Erdgas optimiert. Allerdings sind verschiedene dieser Fahrzeuge, wie zum Beispiel die Modelle von Opel, mit einem bis zu 14 Liter fassenden Benzintank ausgestattet, so dass man dann, wenn bei fast leeren Erdgastanks keine Erdgaszapfsäule in der Nähe ist, rund 150 Kilometer mit Benzin fahren kann.

Die Entscheidung für das eine oder andere Prinzip hängt natürlich stark von den Einsatzbedingungen für das Erdgasauto ab. Ist man damit bevorzugt oder ausschließlich in Gegenden mit guter Erdgasversorgung, zu denen zum Beispiel Berlin mit inzwischen einem runden Dutzend Erdgastankstellen gehört, unterwegs, dann sollte das monovalente Fahrzeug mit kleinem Nottank für Benzin das Auto der Wahl sein. Mit dem kann man sich auch in ganz Deutschland recht gut bewegen, denn das Netz der Erdgastankstellen ist inzwischen auf 472 Stationen gewachsen und soll schon 2007 bei etwa 1000 liegen.

Auch Italien, Österreich und die Schweiz bieten heute ebenso wie Belgien, Großbritannien und Schweden eine gute Tankstelleninfrastruktur. Dabei empfiehlt sich Italienreisenden allerdings die Mitnahme eines speziellen dort "attacco rapido" genannten Adapters, da der in Deutschland vorgeschriebene genormte Erdgastankstutzen dort nicht überall die Regel ist.

Erdgasautos kosten in der Anschaffung mehr, wobei die Preise zwischen 2600 Euro bei Opel und 2900 Euro bei Mercedes über denen von reinen Benzinern liegen. Ein recht preiswertes Angebot sind die von Fiat für den Erdgasbetrieb ausgerüsteten Varianten des Multipla. Und auch für die Umrüstung eines Benziners auf Erdgasbetrieb muss man um die 2000 Euro oder mehr zahlen. Doch angesichts der erheblichen Preisdifferenzen beim Kraftstoff hat man solche Summen meist schon in knapp zwei Jahren amortisiert. Außerdem kommt hinzu, dass die örtlichen Energieversorger in ihrem Bereich zugelassene Erdgasfahrzeuge fördern. So erhält man für ein Erdgasfahrzeug in Berlin von der Gasag Erdgasgutscheine im Wert von mindestens 333 Euro.

Mit Erdgas im Tank kann man aber nicht nur sparen. Denn dieser hauptsächlich aus Methan bestehende Treibstoff trägt auch ganz entscheidend zur Entlastung unserer Umwelt bei. So zeigt Erdgas von allen fossilen Kraftstoffen die günstigste CO2-Bilanz, trägt bis zu 80 Prozent weniger zur Smogbildung bei und hat so gut wie keine Ruß- und Partikelemissionen. Zudem verbrennt Erdgas weicher, was sich in einem geringeren Motorgeräusch bemerkbar macht.

Und auch mit der Sicherheit gibt es keine Probleme. Da Erdgas leichter ist als Luft, entweicht es bei etwaigen Lecks nach oben – ganz im Unterschied zu dem aus Propan und Butan bestehenden Flüssiggas, das schwerer als Luft ist. Deshalb dürfen Fahrzeuge, die mit Flüssiggas fahren, weder Parkhäuser noch Tiefgaragen benutzen, was für Erdgasfahrzeuge erlaubt ist.

Und wie steht es mit dem Tanken? Kein Problem, können wir aus eigener Erfahrung bestätigen. Denn Erdgas lässt sich ebenso schnell und so einfach tanken wie flüssiger Kraftstoff. Zwar muss man ein paar neue Handgriffe lernen, um die Erdgas-Zapfpistole mit dem Zapfventil zu verbinden. Aber im Prinzip ist das alles unkompliziert und schnell gelernt. Der Tankvorgang selbst läuft dann vollautomatisch ab – und dauert auch nicht länger als bei Benzin oder Diesel.

Auf den Geschmack gekommen? Auf jeden Fall sind Erdgasautos nicht nur ein attraktives Angebot für Taxifahrer, Fahrschulen und Gewerbetreibende sowie Flottenkunden wie zum Beispiel die Gasag. Auch private Nutzer können mit solchen Autos erheblich sparsamer und sauberer unterwegs sein.

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