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Privatschule oder nicht? Manche Eltern ziehen diese Frage allein aus Kostengründen nicht in Erwägung. Zu Unrecht, oftmals werden die Schulgebühren nach dem Einkommen gestaffelt.

© imago/Thomas Eisenhuth

Privatschulen: Besser als die Immobilie

Private Bildung kostet – unbezahlbar ist sie nicht. Tipps für Eltern mit kleinerem Einkommen.

Privat oder staatlich? Diese Frage stand für Lisa Meier (Name geändert) bei der Schulwahl nie im Vordergrund. Was sie für ihre Tochter suchte, war – so trivial das klingt – „eine Schule, die uns gefällt“. „Ich und mein Mann haben uns früher im Unterricht immer schrecklich gelangweilt“, erzählt sie. Über Bekannte erfuhr sie dann von der Berlin International School: tolles Konzept, kleine Klassen, engagierte Lehrer. Da passte alles. „Nur die Kosten haben uns erschreckt“, sagt Meier. Für das Schulgeld sind pro Monat knapp 1000 Euro fällig. Ein Vermögen.

Aber muss das sein? Heute hat Lisa Meier keine Zweifel mehr: Sie investiert lieber in die Bildung ihrer Kinder statt zum Beispiel in eine eigene Immobilie. Inzwischen lernt auch ihr Sohn dort. „Solange wir es finanziell irgendwie hinkriegen, ziehen wir es durch“, sagt sie. Wenn beide Kinder irgendwann das internationale Abitur in der Tasche haben, wisse sie, es habe sich gelohnt.

Und sie steht mit dieser Einstellung nicht alleine da. Laut einer Forsa-Umfrage von 2009 würden 54 Prozent der Mütter und Väter ihre Kinder auf eine Privatschule schicken – vorausgesetzt, sie könnten es sich leisten. Heute dürften es vermutlich sogar noch mehr sein.

Wer wenig hat, bezahlt weniger

Mittlerweile besucht jeder elfte Schüler in Berlin eine Schule in freier Trägerschaft. Dennoch hält sich hartnäckig das Klischee der Bonzenschulen. Manche Eltern ziehen sie allein aus Kostengründen nicht in Erwägung. Aber sind Privatschulen wirklich nur für steinreiche Familien eine Option?

„Das stimmt nicht ganz“, sagt Volker Symalla, Geschäftsführer des Landesverbandes Deutscher Privatschulen Berlin-Brandenburg. Wie viel Schulgeld Eltern bezahlen müssen, hängt vom Bundesland und der pädagogischen Ausrichtung der Schule ab. „60 bis 70 Euro monatlich sind das Minimum“, sagt Symalla. An manchen Schulen kommen auch schnell mehrere hundert Euro zusammen. Bei konfessionellen Schulen sei das Schulgeld in der Regel niedriger.

Dabei lohnt es sich, die Angebote genau zu vergleichen. Denn obwohl an manchen Schulen die Gebühren auf den ersten Blick höher liegen, sind dafür oft schon die Kosten für Verpflegung, Betreuung und Bücher enthalten. Auch wird das Schulgeld häufig nach dem Einkommen gestaffelt. „Wer wenig hat, bezahlt auch weniger“, sagt Symalla. Viele Schulen böten außerdem Geschwisterrabatte und Stipendien an.

Das persönliche Engagement zählt

Wie etwa die Berlin Cosmopolitan School. „Das Wichtigste ist, dass die Motivation stimmt“, sagt die Schulleiterin Yvonne Wende. Damit der Schulbesuch nicht am Geldbeutel scheitert, wird auch hier der Elternbeitrag gestaffelt. Bei einem jährlichen Familieneinkommen von 29 000 Euro sind zum Beispiel 100 Euro Schulgeld und 37 Euro fürs Mittagessen fällig. Hinzu kommen die vom Jugendamt errechneten Hortkosten und 250 Euro für Lehr- und Arbeitsmaterialien zu Beginn jedes Schuljahres.

Familien mit Kindern, die sich musikalisch oder sportlich hervortun, an Wettbewerben und Wettkämpfen teilnehmen oder engagiert ein Instrument lernen, haben an der Berlin Cosmopolitan School die Chance auf eine Begabtenförderung. „Damit wollen wir besondere Leistungen honorieren“, sagt Wende.

Eine spezielle Fördermöglichkeit ist das Community Stipendium. Dabei verpflichten sich Eltern, regelmäßig die Schulgemeinschaft zu unterstützen, etwa indem sie Veranstaltungen und internationale Abende organisieren oder in der Bibliothek helfen. Welche Förderung in Frage kommt, klären Eltern am besten im Gespräch. „Sie sollten sich einfach bewerben, und das Glück entscheiden lassen“, rät Wende. Immerhin fördert die Schule derzeit zehn Prozent aller Schüler.

Schulgeld lässt sich von der Steuer absetzen

In Einzelfällen kann man ab der zehnten Klasse Schüler-Bafög beantragen. „Noch bevor man den Schulvertrag unterschreibt, sollte man unbedingt einen Antrag auf Vorabentscheidung stellen“, rät Gabriele Schubach, Leiterin des Bafög-Amtes Charlottenburg-Wilmersdorf. So lasse sich im Vorfeld klären, ob Bafög im konkreten Fall überhaupt gewährt werde.

Wer eine Schule besucht, die nicht staatlich anerkannt ist, hat keinen Anspruch auf die Förderung. Jedes Bundesland führt dazu ein Verzeichnis der förderungsfähigen Ausbildungsstätten (im Internet: asv.studentenwerk-berlin.de). Die Schulkosten können Eltern auch als Sonderausgaben in der Steuererklärung angeben. Im Jahr lassen sich 30 Prozent, höchstens aber 5000 Euro absetzen.

Auch viele Privatschulen greifen der Familien in Ausnahmefällen unter die Arme. „Zum Beispiel wenn Eltern sich trennen oder aus dem Ausland kommen, versuchen wir, sofort eine Lösung zu finden“, sagt Wende. Man fühle sich den Kindern gegenüber verpflichtet. Das schätzt auch Lisa Meier an ihrer Schule. „Ich würde mich wieder so entscheiden“, sagt sie. Auch wenn es manchmal finanziell schmerzt.

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