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Rektorwahl: Frauenfrage in Freiburg

Die unterlegene Kandidatin lässt die Rektorwahl unter den Aspekten des Antidiskriminierungsgesetzes prüfen.

Bei der Suche nach einem neuen Rektor hatte die Universität Freiburg qualifizierte Frauen nachdrücklich zur Bewerbung aufgefordert. Nach der Wahl des Mediävistik-Professors Hans-Jochen Schiewer (52) in das Amt sagte der Vorsitzende des Hochschulrates, Horst Weitzmann, vergangene Woche aber: „Vielleicht war die Uni noch nicht reif für eine Frau.“ Für die Freiburger Slawistik-Professorin Elisabeth Cheauré hört sich das so „extrem diskriminierend“ an, dass sie die Wahl nun unter den Aspekten des Antidiskriminierungsgesetzes prüfen lässt. Sie hält damit an der Universität die Erinnerung an eine für Sieger wie Verlierer unglücklich verlaufenen Wahl wach.

Cheauré selbst hatte die Ermunterung an weibliche Bewerber nicht nur für eine Floskel der Ausschreibung gehalten, sondern ernst genommen. Und die als Dekanin und frühere Sprecherin der Uni-Frauenbeauftragten im Land bekannte Forscherin schaffte auch den Sprung in die Endrunde, anders als noch 2003. Damals hatte eine Auswahlkommission dem Amtsinhaber Wolfgang Jäger nicht nur die Bewerberin Cheauré, sondern gleich alle Konkurrenten aus dem Weg geräumt. Begründung: In schwerer Zeit habe der Amtsinhaber einen unverzichtbaren Erfahrungsvorsprung.

Die Findungskommission des Jahres 2008 mit Vertretern des Senates und des Hochschulrates aber nominierte Cheauré und einen Mediziner. Der kommissarische Rektor und Prorektor Schiewer dagegen stand nicht auf der Liste. „Ein Fehler“, räumt Weitzmann heute ein. Schiewer war Prorektor unter Andreas Voßkuhle, der im April nach nur einem Monat an der Uni-Spitze zum Verfassungsrichter berufen wurde. Seitdem leitet Schiewer, einst Assistent an der FU Berlin, die Universität. Er sei eingearbeitet, hieß es. Ihm werde die Verteidigung des Elitetitels zugetraut, den Freiburg erst im zweiten Anlauf hatte erringen können.

Der von auswärtigen Mitgliedern dominierte Hochschulrat korrigierte die Kommission, nominierte seinen Favoriten Schiewer nach – und wählte ihn. Der für die Bestätigung zuständige Senat debattierte kontrovers, gab am Ende aber sein Einverständnis mit 18 Ja- und 11 Neinstimmen bei vier Enthaltungen. Bei einem Nein des Senats für den Kandidaten hätte die Wahl neu aufgerollt werden müssen. Cheauré lässt jetzt einen Rechtsanwalt prüfen, ob nicht genau das nötig wäre.

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