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Schule: Rückwärts immer!

Die CDU will Vorklassen und spätere Einschulung. Damit stellt sie sich gegen den Koalitionspartner.

Im Juni 2005 packten die Vorklassenleiter ihre Sachen, jetzt sollen sie sie wieder hervorholen – zumindest wenn es nach der CDU geht: Die Partei möchte den Grundschulen die Möglichkeit eröffnen, wieder Vorklassen einzurichten. So steht es im Beschluss des CDU-Landesvorstands vom Wochenende. Zudem schlägt sie den Kitas vor, Vorschulgruppen aufzumachen, in denen die künftigen Erstklässler gezielter auf die Einschulung vorbereitet werden. Einhergehen soll dies mit einer späteren Schulpflicht.

Lange hatten die Christdemokraten um diese Positionierung gerungen. Insbesondere in der Frage der Früheinschulung taten sie sich schwer, offen gegen den Koalitionspartner vorzugehen, denn die SPD hält an der Einschulung ab fünfeinhalb Jahren fest. Zuletzt hatten die CDU-Abgeordneten im Schulausschuss einen Antrag der Grünen abgelehnt, die verhindern wollten, dass Fünfjährige eingeschult werden. Damals hatte die CDU argumentiert, sie warte erst mal eine Evaluation der frühen Schulpflicht ab.

Dies gilt nun offenbar nicht mehr. „Kinder sollen im Regelfall im Alter von sechs Jahren eingeschult werden“, heißt es in dem Beschlussantrag, der unter Federführung der bildungspolitischen Fraktionssprecherin Hildegard Bentele und der Reinickendorfer Bildungsstadträtin Katrin Schultze-Berndt (CDU) entstanden ist. Der Stichtag für die Einschulung soll deshalb vom 31. Dezember auf den 31. Juli vorgezogen werden. Dies bedeutet, dass nur diejenigen im Sommer eingeschult werden sollen, die bereits vor dem 31. Juli ihren sechsten Geburtstag gefeiert haben. Die Grünen hatten als Stichtag den 30. September vorgeschlagen.

Beibehalten wollen die Christdemokraten aber die Möglichkeit, dass weit entwickelte Kinder vorzeitig eingeschult werden können: Wer bis zum 31. März des Folgejahres noch sechs Jahre alt wird, soll die Möglichkeit behalten, frühzeitig eingeschult zu werden.

Damit die Kinder in der Kita zielgerichteter auf die Schule vorbereitet werden können, sollen die Kitas im letzten Jahr vor der Einschulung von der Altersmischung absehen und Vorschulgruppen einrichten. „Diese Gruppen arbeiten nach Rahmenlehrplan und werden von Personal mit spezieller Zusatzausbildung angeleitet“, heißt es im CDU-Beschluss. Allerdings sind die ehemals zahlreichen speziell fortgebildeten Vorklassenleiter inzwischen großteils im Ruhestand.

Die Vorklassen an den Grundschulen sollen zunächst nur für bestimmte Schülergruppen da sein: „Zurückgestellte Kinder, Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf und Sprachproblem“, zählt Hildegard Bentele auf. Allerdings würde es die CDU begrüßen, wenn die Vorklassen langfristig auch von anderen Kindern frequentiert würden – so wie es auch vor der Abschaffung im Jahr 2005 war, als es rund 10 000 Vorklassenkinder gab.

Die CDU versteht ihren Vorstoß als „Antwort auf Saleh“: Der SPD-Fraktionschef Raed Saleh setzt sich, wie berichtet, für eine Kitapflicht ein. Dies will die CDU verhindern und stattdessen auf freiwilliger Basis erreichen, dass alle Kinder eine Kita besuchen. Die Elternschaft lehnt den Saleh-Plan als „Bevormundung“ ab, und auch Teile der SPD sind skeptisch. Dennoch lässt Saleh nicht locker und hat deshalb einen „Kitadialog“ begründet. Susanne Vieth-Entus

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