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Schule in Berlin: Jetzt doch mehr Naturwissenschaften für Sekundarschüler

Berlins Bildungssenator Jürgen Zöllner legt veränderte Unterrichtspläne vor. Experten fordern weitere Nachbesserungen an der Strukturreform.

In den Integrierten Sekundarschulen, die nach der Schulstrukturreform im nächsten Sommer ihre Türen öffnen, sollen mehr naturwissenschaftliche Pflichtstunden unterrichtet werden als bislang geplant. Dafür sollen flexibel verwendbare Stunden reduziert werden. Die Stundentafel für die Sekundarschule sei damit „so verbindlich wie nötig und so flexibel wie möglich“, sagte Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) am Freitag. Nach den bisherigen Plänen war Kritik an der geringeren Zahl der Pflichtstunden in den Naturwissenschaften gegenüber den Gymnasien laut geworden.

Alle Berliner Schüler sowohl an Gymnasien als auch an Sekundarschulen sollen nun in der siebten und achten Klasse mindestens je drei Stunden Unterricht in naturwissenschaftlichen Fächern, in den Klassen neun und zehn mindestens je fünf Stunden erhalten. Da die Sekundarschüler bis zum Abitur ein Jahr länger als die Gymnasiasten lernen, sei die Zahl der jährlichen naturwissenschaftlichen Stunden in den Sekundarschulen zwar niedriger, in der Summe aber nun gleich, so Zöllner. Der Pflichtunterricht in Deutsch, Mathematik und Englisch sei so an beiden Schularten identisch.

Demgegenüber liegt die Anzahl der flexibel zu gestaltenden Wahlpflicht- und Profilstunden an der Sekundarschule deutlich höher als am Gymnasium. Zwar verkürzt sich dieser Bereich in der 9. und 10. Klasse durch die Aufstockung in den Naturwissenschaften um zwei Stunden. Dennoch können alle Fächer entsprechend der Profilgebung der Schulen verstärkt werden, wodurch duales, also berufsorientiertes, wie individuelles Lernen gefördert werden sollen. „An den Schulen wird es positiv gesehen, dass kein Korsett vorgegeben ist“, so der Leiter der Schöneberger Sophie-Scholl-Gesamtschule Klaus Brunswicker. Die Sekundarschulen könnten so sehr unterschiedliche Profile entwickeln.

Im kommenden Schuljahr rechne man damit, dass rund 80, also zwei Drittel aller geplanten Integrierten Sekundarschulen, mit siebten Klassen die Arbeit aufnehmen, sagte Zöllner. 2011 würden dann die übrigen rund 40 Schulen an den Start gehen. Alle Schulen würden momentan durch Schulentwicklungshelfer dabei unterstützt, die Reform umzusetzen. Insbesondere Haupt- und Realschulen würden umstrukturiert.

Am Donnerstag haben Bildungsexperten im Schulausschuss des Abgeordnetenhauses weiteren Nachbesserungsbedarf an der geplanten Reform angemahnt. Wie etwa das duale Lernen konkret ausgestaltet werde, sei bislang unklar, so Ingrid Böhme vom Institut für Produktives Lernen. Sie forderte verpflichtende Praxisklassen. René Faccin, der Vertreter des Landeselternausschusses, kritisierte, dass verbindliche Kooperationen zwischen Grund- und weiterführenden Schulen fehlten. Er forderte den Senat auch auf, die Essensversorgung an den Schulen auszuweiten. Peter Wisniewski vom Landesschulbeirat, die Vertreterin der Freien Schulen, Anita Mächler, und Ulf Preuss-Lausitz von der Technischen Universität kritisierten, dass an Gymnasien weiterhin das Sitzenbleiben von Schülern möglich ist. Auf allgemeine Kritik stieß auch, dass die Förderschulen innerhalb der Reform unberücksichtigt bleiben. Im Frühjahr, so Zöllner, werde ein Konzept für die Integration behinderter Kinder an Regelschulen vorgelegt.

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