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Schulreform: Lehrer und Eltern einig gegen Numerus clausus

Neue Aufnahmeregeln für die Gymnasien: Direktoren plädieren für Beibehaltung der Probezeit und mehr Einfluss der Schulen

Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) wollte eine Diskussion in Gang setzen, und das ist ihm gelungen: Die Schulen wetteifern mit Vorschlägen zum strengeren Übergang auf das Gymnasium. Schon jetzt ist klar: Einen harten Numerus clausus von 2,0 als einziges Kriterium will in Berlins Schulen kaum jemand. Andererseits gibt es unter den Schulleitern aber auch Verständnis dafür, dass es nicht so liberal bleiben kann, wie es in Berlin ist.

Bei vielen Eltern scheint sich die geplante Änderung noch nicht herumgesprochen zu haben. Schulleiter berichten jedenfalls nicht von aufgeregten Nachfragen oder Anrufen. Dafür wird in den Lehrerzimmern umso heftiger diskutiert: Ralf Treptow vom Verband der Oberstudiendirektoren plädiert für eine Mischung von Elternwahlrecht und Grundschulempfehlung. Wenn man den Eltern ein Mitspracherecht einräume, was Zöllner ja wolle, müsse es aber eine Probezeit geben. Treptow plädiert dafür, die Probezeit von einem halben auf ein ganzes Jahr zu verlängern, damit die Kinder nicht mitten im Schuljahr wechseln müssen.

Er ist nicht der einzige Befürworter einer Probezeit: „Das Probehalbjahr ist die einzige sinnvolle Möglichkeit“, findet Joachim Westenberger. Er ist stellvertretender Schulleiter am Neuköllner Abbe- Gymnasium und hat die Erfahrung gemacht, dass man mehr als einen Eingangstest oder ein Gespräch braucht, um die Fähigkeiten eines Schülers zu ermitteln.

Wolfgang Harnischfeger, der Vorsitzende der GEW-Schulleitervereinigung, macht sich für einen harten Numerus clausus stark, plädiert aber für Ausnahmen: Wenn ein Kind dem Profil einer Schule entspreche, weil es eine spezielle Begabung in Musik, Kunst oder Sport habe, müsse es nicht unbedingt in allen Hauptfächern eine „Zwei“ haben, findet Harnischfeger.

„Eine Drei sollte schon erlaubt sein – selbst im Hauptfach“, findet auch Jutta Deppner. Die Leiterin des Kreuzberger Hermann-Hesse-Gymnasiums begrüßt Zugangskriterien, fordert aber zusätzliche Unterstützung, damit auch Migranten auf den Gymnasien eine Chance haben. „Sonst werden sie die Verlierer sein“, befürchtet Deppner. Gute Erfahrung macht sie zurzeit mit Lehramtsstudenten der Humboldt-Universität und auch mit Fachleuten der Mercator-Stiftung: Sie alle kommen zusätzlich in die Schule und unterstützen gezielt die Sprachförderung der Migranten.

Deppner erwartet, dass bürgerliche Eltern starken Druck auf die Grundschullehrer ausüben werden, damit ihre Kinder überall eine „Zwei“ bekommen. Kinder bildungsferner Eltern hätten dann einen zusätzlichen Nachteil. Auf jeden Fall müssten endlich die Schulen und nicht die bezirklichen Schulämter über die Aufnahme der Schüler entscheiden, fordert Ralf Treptow. Er ist noch immer fassungslos darüber, dass trotz aller Proteste dieses Jahr daran festgehalten wird, knappe Plätze anhand der BVG-Verbindung zwischen Schule und Wohnort zu vergeben. Jetzt setzt er auf das kommende Jahr.

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