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Schule: Skandalös!

Jugendliche forschten zu historischen Eklats

Ein Versehen brachte die achte Klasse der Wilmersdorfer Finkenkrug-Förderschule auf ihr Thema beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten: Bei einem Ausflug stolperte einer der Schüler plötzlich über einen golden glänzenden Stein. Susanne Esper, Lehrerin der Schüler mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung, erklärte der Klasse, dass die Steine gewissermaßen da sind zum Stolpern – und zum Erinnern. Weil sie vom Wettbewerbsthema „Skandal“ wusste, motivierte Esper ihre Klasse, teilzunehmen: Der Skandal, mit dem die 14- und 15 Jahre alten Schüler sich in den nächsten Monaten beschäftigten, war, dass Nachbarn in der Nazi-Zeit einfach verschwinden konnten. Die Klasse traf Zeitzeugen, beschäftigte sich mit Judentum und Nationalsozialismus – und gewann kürzlich als eine von sechs Berliner Schulen den Förderpreis des bundesweit größten historischen Forschungswettbewerbs für Schüler. Landessieger wurden vier Berliner Schulen. Alle nehmen nun am Bundeswettbewerb teil.

Der Skandal, mit dem sich Neuntklässler der Zehlendorfer John-F.-Kennedy-Schule beschäftigten, hat einiges von einem handfesten Krimi. Um viel Geld ging es, um korrupte Minister und einen jüdisch-liberalen Berliner namens Eduard Lasker, der das ganze Komplott aufdeckte – aber schon allein wegen seiner Religion sehr dafür angefeindet wurde. Die Schüler recherchierten im Landesarchiv, fanden Polizeiberichte und durchforsteten Parlamentsprotokolle, die rund 140 Jahre alt sind. „Es war gar nicht so einfach, die Schrift zu lesen“, sagt der 14 Jahre alte Noah Lehrecke.

Weil die Gruppe befürchtete, nicht genug Material für eine schriftliche Arbeit zusammen zu bekommen, entwickelten die Schüler ein Brettspiel, das sie als Wettbewerbsbeitrag einreichten. Eine alte Berliner Karte ist das Spielfeld, die Spieler müssen Informationen kaufen, aus denen sich der Skandal schließlich herleiten lässt. Gespielt, sagt Noah, haben sie es natürlich auch schon. Patricia Hecht

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