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Schule: Smart Roadster – das ist Fahrfreude pur

Trotz des kleinen Motors ein sehr agiler Sportler mit verblüffender Fahrsicherheit und überraschendem Komfort

Spontan gefallen haben sie uns bereits beim ersten großen Auftritt Anfang September in Berlin – der Roadster und das Roadster Coupé, mit denen der Hersteller des CityCoupés Smart und seiner Varianten Cabrio und des völlig offenen Crossblade nun unter dem Dach von DaimlerChrysler zu einer eigenen Marke mit einer zusehends wachsenden Zahl verschiedener Modellreihen wird, den Wandel von der bisherigen Monokultur zur Mehrproduktmarke verwirklicht. Bislang allerdings waren bei den beiden neuen Modellen, die am 12. April auf den Markt kommen, nur Sitzproben möglich.

Nun endlich konnten wir für erste Probekilometer auch das Steuer dieser beiden Leichtgewichte in die Hand nehmen, mit denen Smart in eine in den letzten Jahrzehnten entstandene und noch nicht wieder geschlossene Lücke zielt – die der preiswerten und sehr kompakten klassischen Roadster, wie sie als puristische „small Roadster“ wie zum Beispiel der Austin Healey „Froschauge“ vor allem in England gebaut wurden. Zwar hat die inzwischen unters Ford-Dach gehörende japanische Marke Mazda dem MX-5 schon seit 1989 sehr erfolgreich Schadensbegrenzung betrieben und auch solche Modelle wie der Fiat Barchetta und der MGF und sein Nachfolger haben die zweisitzigen und vergleichsweise preiswerten offenen Roadster vor dem Untergang bewahrt. Aber alle diese Modelle sind vergleichsweise schwer.

Doch mit dem Roadster und dem Roadster-Coupé gelingt Smart auf der Basis bewährter Smart-Elemente nun eine sehr moderne Interpretation des besonders kompakten zweisitzigen Roadsters in der Gewichtsklasse von nur 790 bis 815 Kilo, die trotz relativ kleiner Motoren überraschende Agilität und ausgesprochen flotte Fahrleistungen erlaubt. Und um es vorweg zu nehmen – selten hat uns ein so kompaktes Fahrzeug, mit dem wir rund 200 Kilometer vor allem auf kurvigen Bergstraßen unterwegs waren, so viel Fahrfreude bereitet, wie das neueste Modell von Smart, bei dem sich Roadster und Roadster-Coupé bei identischer Technik und Karosserie nur durch ihre Heckpartien unterscheiden. Dabei muss allerdings gesagt werden, dass wir ausschließlich mit dem stärkeren Motor mit 60 kW (82 PS) unterwegs waren, denn die Variante mit 45 kW (61 PS) kommt erst im Laufe des Sommers auf den Markt.

So motorisierst sind Smart Roadster und Roadster-Coupé ihren legendären englischen Vorbildern natürlich bei der Motorleistung haushoch überlegen, die kaum mehr als 33 kW (45 PS) unter der Haube hatten. Und diese Überlegenheit machte sich bei den ersten Probekilometern vom ersten Tritt aufs Gaspedal an sofort bemerkbar. Denn der winzige 0,7-Liter-Motor lässt den flotten Smart so beherzt zur Sache gehen, dass schon nach 10,9 Sekunden Tempo 100 erreicht ist. Und wenn die Straße es erlaubt, dann kann man bis zu 180 km/h fahren.

Wer besonders flott unterwegs sein möchte, sollte allerdings nicht zögern, zum Schalthebel des automatisierten Sechsgang-Getriebes oder aber den Schaltwippen am Lenkrad zu greifen, um durch kurze Tippbewegungen für schnelle Gangwechsel zu sorgen. Denn im Automatikmodus ist dieses Getriebe zwar deutlich schneller als beim City-Coupé. Doch die Unterbrechungen des Kraftflusses sind immer noch unverkennbar.

Als wir die ersten kurvigen Bergstrecken erreichten, da gingen wir vor den Kurven nicht nur vom Gas, sondern tippten auch kurz auf die Bremse. Doch je weiter wir voran kamen, desto seltener wurden die Bremsmanöver. Denn dieses Auto ist so kurvenfreundlich, dass man guten Gewissens eine flottere Gangart anschlagen darf. Und selbst, wenn man etwas mutiger auf Gas tritt – dieses Auto bleibt mit einer solchen Konsequenz auf Kurs, hält ihn problemlos, wenn man das Steuer nur fest in der Hand hält und zeigt ein Fahrverhalten, das dem von Go-Karts sehr nahe kommt, wobei im Extremfall natürlich die zur Serienausstattung gehörende Fahrdynamikregelung ESP eingreift, die auch auf Wunsch mit einem Taster auf der Instrumententafel deaktivieren lässt. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die extrem tiefe Sitzposition, die man im Smart Roadster hat. Denn man sitzt nur knapp über der Fahrbahn. Verblüffend dabei ist, wie viel Platz man sowohl auf dem Fahrer- als auch dem Beifahrersitz hat. Klassische leichte Roadster sind hier bedeutend enger – und nicht nur die. Trotz der tiefen Sitzposition ist das Ein- und Aussteigen überraschend einfach, verlangt keine besonderen artistischen Anstrengungen. Und wenn man sitzt, dann kann man auch als groß gewachsene Person die Beine bequem strecken. Eng wird es allerdings, wenn man an die Sitzlehnenverstellung auf der Fahrerseite heran muss - der Beifahrer hat solche Probleme nicht, denn seine Lehnenneigung lässt sich nicht verstellen.

Geradezu überrascht hat uns schließlich, wie viel Platz dieses kleine Auto für Gepäck bietet – sowohl in dem 59 Liter fassenden Gepäckabteil vorn als auch im hinteren Kofferraum, der beim Roadster-Coupé bis zu 189 Liter fasst. Außerdem gibt es auch hinter den Sitzen noch überraschend viel Ablageplatz. Mit kleinem Gepäck kann man mit diesem Auto deshalb problemlos auch auf etwas größere Tour gehen. Und da dieses Auto mit einem unerwartet hohen Fahrkomfort verblüfft, werden selbst längereStrecken auf den sehr ordentlichen Seitenhalt gebenden Sitzen zu keiner Tortur. Und jederzeit im erträglichen Rahmen bleiben auch die Geräusche aus dem Motorraum.

Überzeugt hat uns auch die Dachkonstruktion, bei der man bei beiden Fahrzeugvarianten die Wahl zwischen dem bei jeder Geschwindigkeit zu öffnende Softtop – einem elektrisch betätigten Faltverdeck – und dem zweiteiligen herausnehmbaren Hardtop hat, das sich bequem im hinteren Gepäckabteil unterbringen lässt. Für das Herausnehmen und Einsetzen genügen wenige einfache Handgriffe. Das gilt auch für die herausnehmbaren Dachseitenholme, die vorne untergebracht werden.

Mancher klassische Roadster war sowohl mit offenem als auch geschlossen Dach ein recht zugiges Fahrzeug. Der offenen Smart ist das genaue Gegenteil, wobei das geschlossene Auto mit Hardtop kaum durch Windgeräusche stört und es im offenen Wagen auch bei höheren Tempo nicht zu zugig wird. So kann man auch bei tieferen Außentemperaturen offen fahren, wenn man den Innenraum entsprechend aufheizt.

Klassische Roadster glänzten durch eine Minimalausstattung. Der Smart geht andere Wege. Zwar ist er alles andere als mit Technik überladen, aber alle für ein modernes Auto wichtigen Ausstattungen sind an Bord beziehungsweise können durch eine Vielzahl unterschiedlicher Ausstattungspakete ergänzt werden. Nicht nötig ist das bei der Sicherheitsausstattung, die mit ihrer Kombination aus Tridion-Sicherheitszelle und zwei Fullsize-Airbags sowie Gurtstraffern und Gurtkraftbegrenzern für sicheren Halt auch in Crahsituationen sorgt.

In einem allerdings sind Smart Roadster und Roadster ihren klassischen Vorgängern wieder ähnlich. Beim Preisniveau. Zugegeben, mit 14 990 Euro als Einstiegspreis und bis zu 19 950 Euro für das Roadster-Coupé sind diese Autos zwar nicht geschenkt –- aber gemessen an der Fahrfreude, die sie bereiten, ein mehr als attraktives Angebot für einen überzeugenden kleinen Sportler.

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