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Schule: Spanisch lernen im Schnelldurchgang

Sportlich gibt er sich schon als Serienversion – mit dem Leon FR hat Seat noch eine Schippe draufgelegt

Von Sabine Beikler

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„Auto emoción“ – da spürt man Leidenschaft, Feuer und Heißblütigkeit. Vor sechs Jahren kreierte der damalige Seat-Chef Bernd Pischetsrieder diese neue Markenidentität für die spanische VW-Tochter. Jahrelang aber hat Seat nur etwas von heißen Verführungen und mediterranem Feeling vorgegaukelt: Viele Modelle waren biederer Abklatsch von VW-Typen, nur ein bisschen aufgestylt durch kreischend-grelle Farben. Erst mit dem Seat Leon und seiner 2003 eingeführten Sportversion erzielte Seat einen echten Imagegewinn als Autobauer von Kraftsportlern. Ab sofort steht der neue Leon FR – das Kürzel steht für Formula Racing – bei den Händlern. In Rot macht der Neue an – beim Anblick des Leons im auffälligen „Crono Gelb“ aber kommen einem starke Zweifel an der spanischen Verführungstaktik.

Äußerlich lockt der Leon FR mit einem ausgesprochen kraftvoll-aggressiven Design: Stoßfänger vorn und hinten, große wabenförmige Lufteinlässe als Eyecatcher in der Front, große 17-Zoll-Leichtmetallräder, ein Doppelendrohr aus poliertem Stahl, silber lackierte Außenspiegel und seitlich schräg von oben nach unten verlaufende Sicken, die Dynamik ausstrahlen. Die Griffe der hinteren Türen sind geschickt in Fenstereinbuchtungen vor der C-Säule versteckt.

Das sportliche Design setzt sich innen fort: Sportlenkrad und Schaltknauf, die beide sehr gut in der Hand liegen, gut konturierte Sportsitze, weiß unterlegte Instrumente, silbergraue Applikationen in der Konsole – und überall FR-Logos. Fast ein bisschen viel des Guten: Will der Leon nur durch Äußeres bestechen, oder hat er auch viel wichtigere, innere Werte unter der Haube versteckt?

Auf der Fahrt durchs kurvenreiche Hinterland von Barcelona beschleunigt der Vierzylinder-Turbobenziner mit seinen 200 PS flott in 7,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Zwar kann man auf diesen Straßen nicht testen, ob der Leon FR tatsächlich die 229 km/h Spitze erreicht, aber dafür macht das Fahren durch enge oder langgezogene Serpentinen wirklich Spaß. Das Sechsganggetriebe lässt sich selbst bei unsanften Bewegungen mühelos ohne Knacken rauf- und runterschalten, in den Sitzen sitzt man felsenfest, und die Lenkung arbeitet direkt und leichtgängig.

Auch der neue Leon 2.0-Turbodiesel mit 170 PS beschleunigt kraftvoll und hat genug Power, ohne Turbolöcher im unteren Drehzahlbereich die Steigungen zu erklimmen. Und geht man zu übermütig in Kurven, reagieren ESP und das neuartige System „Driver Steering Recommendation“ (DSR): Das ESP sendet beim beginnenden Übersteuern ein Signal an die Lenkung, das der Fahrer als dezente „Empfehlung“ in der Lenkung zum Gegensteuern verspürt. In brenzligen Situationen wird er das auch tun – ohne darüber nachzudenken, wer denn nun das Auto fährt.

Die Straßenlage des Leon ist ausgezeichnet: Das Fahrwerk wurde um sieben Millimeter tiefer als sein Vorgänger gelegt, und die vorderen Federn um zwölf Prozent straffer ausgelegt. Wer wirklich sportlich fährt, wird sich nicht an der harten Federung stören. Der Leon FR ist ohnehin kein Familienauto – außer man findet herumliegende Spielsachen, Straßenkarten oder Getränkedosen beim Fahren hocherotisch. Ablagen gibt es vorn nämlich nur als Mini-Handschuhfach und kleine Seitentaschen, im Fondbereich aber ist komplette Fehlanzeige. Und beim Beladen des Kofferraums werden sich auch kleinere Fahrer wegen der relativ hohen Ladekante schwer tun.

Bei Seat aber will man für den Leon FR ohnehin nur diesen Kundentypus gewinnen: männlich, sportlich, Durchschnittsalter 31 Jahre. Frauen dagegen gehören nicht in die FR-Zielgruppe. Typisch Spanien, typisch Machismo. Beinahe hätte frau dem Leon FR eine Spitzennote gegeben. Nur: Knackige Sportautos können eben keine guten Liebhaber ersetzen.

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