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Schule: Start in die fünfte Golf-Saison

Bislang war die neue Generation des VW-Bestsellers nur etwas für das Auge - am Wochenende startet der Verkauf

Golfsburg, wie sich die niedersächsische Autometropole während der Vorstellung des Golf V für einige Wochen nannte, heißt wieder Wolfsburg. Denn der neue Golf ist nun für jedermann erhältlich. Ab diesem Wochenende steht er in den Schauräumen der Händler – mit neuem und betont dynamischen aber dennoch der klassischen Linie treuen Design und in allen Dimensionen ein wenig gewachsen. Und auch bei Komfort und Fahrsicherheit hat er zugelegt. Dazu auch bei der Umweltverträglichkeit und schließlich bei der Sicherheit.

Fassen wir es noch einmal zusammen. 55 Millimeter länger, 24 Millimeter breiter und 41 Millimeter höher ist der nun 4,20 Meter lange neueste Golf. Beim Radstand hat er sogar 67 Millimeter zugelegt. Entscheidende Millimeter, wenn es um den Platz für Passagiere und Gepäck geht. Denn der Zuwachs beim Radstand kommt in Form von 54 Millimeter mehr Innenraum vor allem dem Platz im Fond zugute, der nun 52 Millimeter mehr Beinfreiheit bietet. Hinzu kommt eine großzügigere Kopffreiheit, die hinten um 24 Millimeter wuchs.

Auch umklappbarer Beifahrersitz

Zudem passen jetzt noch 20 Liter mehr ins 350 Liter groß gewordene Gepäckabteil. Wer dessen Volumen erweitern will, kann nun mit einem schnellen Handgriff die asymmetrisch geteilte Rückbanklehne nach vorn klappen – ohne dass er die Kopfstützen entfernen muss. Da die Sitzfläche fest bleibt, ist die dabei entstehende Ladefläche allerdings nicht mehr ganz eben. Neu ist der nun auf Wunsch ebenfalls mit vorklappbarer Rückenlehne angebotene Beifahrersitz. Und in Verbindung mit einer Mittelarmlehne mit Durchladeöffnung für die Rückbank gibt es neue Möglichkeiten zum Verstauen langen Ladeguts. Die neu entwickelten Sitze selbst sind nun vor allem vorn noch bequemer, ein wenig tiefer und, das ist entscheidend, in einem noch weiteren Bereich verstellbar. Für den Fahrer mit höhenverstellbarem Sitz ist es so noch leichter, eine bequeme und sichere Position hinter dem in zwei Ebenen verstellbaren Lenkrad zu finden.

Über das fällt der Blick auf ein völlig neu gestaltetes klar gegliedertes und übersichtliches Armaturenbrett, dessen Kunststoffmaterialien und deren Oberflächen ebenso hochwertig sind wie die Verarbeitung. Vor allem aber bereitet die Bedienung keine Rätsel. So kann, wer den neuen Golf zum Beispiel als Mietwagen erstmals in die Hand bekommt, mit diesem Auto sofort problemlos umgehen. Und eine Vielzahl von Ablagen rundum nimmt all das auf, was man auf kleiner oder großer Fahrt in Griffnähe haben möchte.

Nicht sichtbar aber dafür hörbar ist der Qualitätszuwachs bei der Steifigkeit der Karosseriestruktur. Denn auch auf schlechten Straßen hört man kein Rappeln oder Knirschen, bleibt es ruhig im Innenraum des beliebtesten deutschen Autos. Das leistet damit zugleich einen beachtlichen Beitrag zur Bewältigung der angesichts mangelnder Instandhaltung immer schlechter werdenden Straßen in Stadt und Land. Denn wie dieses Auto kräftige Bodenwellen und kurze Fahrbahnstöße gleichermaßen wegbügelt, ist beispielhaft. Die stabile Karosserie trägt zugleich zum sicheren Fahrverhalten des neuen Golf bei. Denn sie bringt ein Optimum an Stabilität und Fahrsicherheit, ein besonders präzises Fahrverhalten. Der neue Golf rollt millimetergenau dorthin, wohin ihn der Fahrzeuglenker dirigiert – unterstützt durch die lernfähige elektrische Servolenkung.

Narrensicheres Fahrverhalten

Volkswagen ist es gelungen, einen überzeugenden Kompromiss zwischen sportlicher Straffheit und Komfort zu finden. Technisch basiert das sichere und zugleich narrensichere Fahrverhalten auf einem weitgehend neu entwickelten Fahrwerk. Das hat eine optimierte Federbein-Vorderachse und eine völlig neu konstruierte Hinterachse. Denn die bislang verwendete Verbundlenker-Konstruktion wurde, wie schon beim Audi A3 und dem Kompaktvan Touran, die sich die Plattform mit dem neuen Golf teilen, durch eine kompakte Vierlenkerachse abgelöst. So hat man den Golf V auch bei flotter Kurvenfahrt stets sicher im Griff und verspürt kaum eine größere Karosserieneigung. Er liegt auf der Straße wie ein Brett.

Für den Fall allerdings, dass ein Fahrzeuglenker entweder die Straßenverhältnisse oder sein eigenes Können falsch einschätzt, stehen die modernsten elektronischen Assistenzsysteme bereit – allen voran die Fahrdynamikregelung ESP (Elektronisches Stabilitäts-Programm) einschließlich Bremsassistent, ABS, EDS und ASR. Reicht all das nicht, in extrem kritischen Situationen einen Unfall zu verhindern, wird das breite Spektrum der passiven Sicherheitssysteme aktiviert. Das sind Dreipunkt-Automatikgurte auf allen Plätzen mit Gurtstraffern vorn, Kopfstützen auf allen Plätzen, die vorn aktiv ausgelegt sind sowie Frontairbags, Seitenairbags vorn und Kopfairbags für Front- und Fondpassagiere. Ergänzt werden sie durch Isofix-Befestigungen für Kindersitze.

Mit vier Motoren geht der Golf V an den Start – zwei Benzinern und zwei Turbodieseln. Basistriebwerk bei den Benzinern ist der bewährte 1,4-l-Vierventiler mit 55 kW (75 PS) der den Golf binnen 14,7 Sekunden Tempo 100 und maximal 164 km/h erreichen lässt und kombiniert mit einem Fünfganggetriebe durchschnittlich 6,8 l/100 km verbraucht. Der zweite Benziner ist, wie künftig alle weiteren Benziner ein Direkteinspritzer mit FSI-Technik und 1,6 Liter Hubraum. Der leistet 85 kW (115 PS), lässt den Golf binnen 10,8 Sekunden Tempo 100 und maximal 192 km/h erreichen und ist mit neuem Sechsganggetriebe mit durchschnittlich 6,4 l/100 km trotzdem sparsamer als der 1,4-Liter. Alternativ zum handgeschalteten Sechsgang-Getriebe gibt es auch eine ganz neu entwickelte Sechsgang-Automatik.

Die beiden Diesel zum Modellstart sind der 1,9-Liter-TDI mit 77 kW (105 PS), der binnen 11,3 Sekunden Tempo 100 und maximal 187 km/h erreicht und nur 5,0 l/100 km verbraucht und der neue 2,0-l-TDI mit 103 kW (140 PS). Ein sehr agiler Motor, der Tempo 100 binnen 9,3 Sekunden und maximal 203 km/h erlaubt – bei einem Verbrauch von gerade einmal 5,4 l/100 km. Neben dem zur Serienausstattung gehörenden Sechsgang-Schaltgetriebe bietet VW für beide Diesel auf Wunsch das neue Sechsgang-Direktschaltgetriebe mit Doppelkupplung an – ein automatisiertes Schaltgetriebe, das sich auch unter Last absolut ruckfrei schalten lässt und das eine ganz neue Dimension von Schaltkomfort eröffnet – wer immer mit dem Kauf des Golf liebäugelt, sollte dieses Getriebe ausprobieren.

Alle Motoren des Golf, die aktuellen Benziner und Diesel ebenso wie die schon bald hinzu kommenden, erfüllen die strenge europäische Abgasnorm EU4. Die Diesel schaffen das auch ohne Rußpartikelfilter. Wer als Dieselfahrer sein Umweltgewissen beruhigen möchte, kann allerdings vom nächsten Jahr auch ein Partikelfilter ordern, wenn er die dafür anfallenden Kosten von 562 Euro übernimmt. Aber auch wenn er das nicht tut, muss er kein schlechtes Gewissen haben. Denn die technische Entwicklung in den letzten Jahrzehnten hat dazu geführt, dass moderne Diesel heute im Durchschnitt nur noch fünf Prozent jener Schadstoffe emittieren, die Diesel vor zwei Jahrzehnten in die Umwelt bliesen. Sie sind also auch ohne Partikelfilter inzwischen so sauber, dass es schwer fällt, die aufgeregte Debatte um die letzten fünf Prozent zu verstehen.

Unverhältnismäßig hoher Aufwand

Denn der technische Aufwand und die Kosten, auch diesen Rest zu eliminieren, stehen in keinem Verhältnis mehr zum Ergebnis – was von vielen Populisten gern verschwiegen wird. Denn was hier zum Problem stilisiert wird, ist gar keines mehr. Wichtiger wäre es, sich um die tatsächlich noch bestehenden Probleme bei vielen Heizungsanlagen oder auch Nutzfahrzeugen und anderen Feinstaubquellen zu kümmern – das allerdings ist ein wenig komplizierter und weniger dankbar als die vordergründige Debatte um den modernen Pkw-Diesel, bei der gern verschwiegen wird, welchen maßgeblichen Anteil der an der Senkung der CO2-Emissionen im Verkehr hat.

Der neue Golf – er kann rundum überzeugen bis hin zu so griffigen Details, wie dem Markensignet am Heck, in dem sich der Griff zum Öffnen der Heckklappe verbirgt. Aber er hat in den letzten Jahren beachtliche Konkurrenz bekommen. Und obwohl er gute Voraussetzungen mitbringt, an die Erfolge der bisherigen vier Generationen Golf anzuknüpfen – hier und dort wird er auch Terrain gegen die Mitbewerber verlieren, die vergleichbare Technik oft zu attraktiveren Preisen anbieten. Volkswagen bietet den neuen Golf nur noch in den drei Ausstattungsversionen Trendline, Comfortline und Sportline an. Zwar entspricht der Preis des zweitürigen Basismodells Trendline 1.4 mit 55 kW (75 PS) exakt dem des Vorgängers. Aber der 1.6 FSI als Trendline für 17 995 Euro, der 1.9 TDI mit 77 kW (105 PS) für 18650 Euro und der 2.0 TDI mit 103 kW (140 PS) als Comfortline für 22 625 Euro zeigen, dass mehr Golf auch vergleichsweise teuer bezahlt werden muss.

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