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Bis vor einem Jahr war Doris Unzeitig Leiterin der Spreewald-Grundschule.

© Mike Wolff

Berlin-Schöneberg: Showdown im Streit um Leiterin der Spreewald-Schule

Zwischen der scheidenden Rektorin der Schöneberger Grundschule und der Behörde gibt es erneut Zoff. Diesmal geht um ihre Freistellung.

Kurz vor dem Ende der Dienstzeit von Doris Unzeitig geht es noch mal hoch her zwischen der Leiterin der Schöneberger Spreewald-Schule und der Senatsverwaltung für Bildung. Am Montag widersprach Bildungsstaatssekretär Mark Rackles (SPD) Unzeitigs Darstellung, dass sie gegen ihren Willen vorfristig vom Dienst freigestellt werden sollte.

„Die regionale Schulaufsicht hat mit Ihnen ein aus deren Sicht einvernehmliches Gespräch geführt und mit Ihnen besprochen, dass sie bereits zum 30. August freigestellt werden“, heißt es in Rackles’ Schreiben, das dem Tagesspiegel vorliegt. Dies sei ihr auch am 23. August als „einvernehmliche Lösung“ mitgeteilt worden, ohne dass sie dem direkt widersprochen habe, fährt Rackles fort. Stattdessen habe sie sich mit der Aussage an den Tagesspiegel gewandt, dass sie eine vorfristige Freistellung nicht hinnehmen wolle.

Rackles Darstellung verwundert insofern, als sich Verwaltungssprecherin Beate Stoffers noch am Freitag dahingehend geäußert hatte, dass „der Verbleib einer Schulleiterin, die sich jeglicher Unterstützung verschließt, insbesondere an einer Brennpunktschule nicht tragbar ist“ – eine Formulierung, die nicht besonders „einvernehmlich“ klang. Zumal Stoffers noch hinterherschickte, dass die Verwaltung mit der „Freistellung“ Unzeitigs „den Weg ebnet für die neue Schulleitung“, die diese Woche die Verantwortung für die Schule übernehmen werde.

Die Kommunikationsprobleme rund um die Freistellung verwundern nicht angesichts vorangegangener Szenarien. Dabei hatte alles recht gut angefangen: Noch Anfang 2017 hatte die Schulinspektion der „engagierten Schulleiterin“ attestiert, einen „sehr ehrgeizigen Veränderungsprozess angestoßen“ zu haben. Ausdrücklich gelobt wurden die Aktivitäten zur Einbindung der Schüler- und Elternschaft. Ein Lob gab es auch für die Umstrukturierung des Ganztagsbetriebs. Es war dann aber ausgerechnet der Ganztagsbetrieb, der zum Problem wurde, weil das Hortgebäude mangels Fluchtweg nicht benutzbar war – eine endlose Leidensgeschichte begann. Was zudem immer heftiger wurde, war die Bedrängnis durch Schulfremde – neuerdings Obdachlose. Monatelang währte der Kampf um die Finanzierung eines Wachschutzes.

Das unübersichtliche Gelände war jahrelang kaum geschützt - bis die Rektorin 2018 den Wachschutz holte.
Das unübersichtliche Gelände war jahrelang kaum geschützt - bis die Rektorin 2018 den Wachschutz holte.

© Susanne Vieth-Entus

Auch den Wachschutz erwähnt Rackles, indem er schreibt, dass sein Haus ihn „angesichts der objektiv vorhandenen Probleme“ zugelassen habe. Allerdings schreibt er nicht, dass dieses „Zulassen“ erst passierte, nachdem Unzeitig in ihrer Not den Wachschutz selbst beauftragt hatte. Zudem wurde der Wachschutz nur kurzfristig von der Senatsverwaltung finanziert, und der Bezirk seinerseits sprang mit der Finanzierung erst ein, nachdem es weitere schwere Vorfälle gegeben hatte.

Rackles schließt damit, dass niemand Unzeitig von der Spreewald-Schule „fernhalten“ wolle: „Sie bleiben vor Ort und organisieren den Schulbetrieb bis einschließlich zum 7. September“, hält er fest. Er werde sie in diesem Zeitraum „zum Dienstgespräch laden“, um die ihr „angeblich unbekannten Hilfsangebote“ zu erläutern. Und der Staatssekretär weist Unzeitig zum Schluss „explizit“ darauf hin, dass „ab sofort Pressegespräche zu dienstlichen Angelegenheiten nur noch in direkter Abstimmung mit der Pressestelle zu erfolgen haben“.

Besuch vom Anti-Mobbing-Star

Das bedeutet allerdings nicht, dass jetzt Ruhe herrscht an der Spreewald-Schule, bis Unzeitigs Nachfolgerin – angeblich die Konrektorin der Schöneberger Neumark-Schule – ihren Dienst antritt. Im Gegenteil. Gesamtelternsprecherin Hadia Mir sagte dem Tagesspiegel, sie wolle – ebenso wie weitere Eltern aus Unzeitigs Klasse – die Schule verlassen. Allerdings müssten sie dafür Ersatzschulen finden.

Bereits an diesem Dienstag dürfte es hoch hergehen: Deutschlands bekanntester Anti-Mobbing-Coach, Carsten Stahl, der Unzeitig eine „Heldin“ nennt und der von der Bildungsverwaltung ausgebremst wurde, während ihn andere Ministerien in ihre Schulen holen, wird an der Spreewald-Schule auftreten – und mit ihm Stern TV und weitere Medien. Bei Stern TV war Unzeitig schon vergangene Woche zu Gast.

Interview in den Salzburger Nachrichten

Auch sonst wächst das Interesse an ihrer Person: Gerade erst wollten die Salzburger Nachrichten von der streitbaren Schulleiterin wissen, warum sie Berlin verlässt und zurückgeht in die österreichische Heimat. Überschrift: "Es gab keine Perspektive".

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