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Studium: Unterwegs zu Bachelor und Master

Zwei Drittel studieren in neuen Programmen. Doch bereits 60 Prozent der Bachelor-Studiengänge sind zulassungsbeschränkt.

Kaum eine Woche vergeht ohne eine Statistik oder Studie über die neuen Abschlüsse Bachelor und Master. Ende März zum Beispiel freute sich erst das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE), die Bachelor-Studiengänge bereiteten zunehmend vorbildlich auf den Beruf vor; während zugleich die Hochschul-Informationssystem GmbH (HIS) klagte, die neuen Abschlüsse behinderten anders als gewollt die europäische Mobilität der Studenten.

Nun hat die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) Zahlen vorgelegt, die ihre Präsidentin Margret Wintermantel flugs so zusammenfasst: „Wir sind auf dem richtigen Weg.“ Richtig oder falsch? Die auf 71 Seiten präsentierten Tabellen belegen vor allem, dass die Hochschulen in jene Richtung marschieren, die ihnen 1999 Europas Bildungsminister mit einem Beschluss in Bologna angewiesen haben. In diesem Sommer enden bereits zwei Drittel aller 11 400 deutschen Studiengänge mit den neuen Abschlüssen.

Magister und Diplom sind, wie von der Politik gefordert, Auslaufmodelle. Bis 2010 sollen sie verschwunden sein. Selbst die ursprünglich geschützten Staatsexamen wanken. Mit Ausnahme des Saarlandes und Sachsen-Anhalts werkeln alle Länder beim Lehrerstudium an Bachelor und Master. Bei Jura attackieren gerade die Universitäten Dresden und Mannheim mit Bachelor-Abschlüssen das Staatsexamens-Monopol, wohlwollend beäugt von der Landespolitik. Der Trend ist klar: Gab es im Sommer vor acht Jahren 306 Studiengänge mit dem Ziel Bachelor oder Master, sind es heute 7606.

Dass die Mehrheit der Studenten noch im alten System steckt, ist kein Wunder: Die großen Fächer stellten spät um. Auch müssen Bachelor-Einsteiger Jahrgang für Jahrgang aufrücken, bevor die letzten Diplom- und Magister-Kohorten die Hochschulen verlassen. Darum strebt derzeit erst jeder fünfte deutsche Student nach den neuen Abschlüssen. Ihr Anteil an den Absolventen ist mit elf Prozent „immer noch niedrig“, wie die HRK erklärt. Das erschwert Aussagen, ob der dreijährige Bachelor wie versprochen schneller, europäisch vergleichbarer, berufsnäher und weniger abbruchgefährdet ist.

Doch auch Bachelor-Anhängerin Wintermantel kann der Versuchung der neuen Zahlen nicht widerstehen: Ein Bachelor-Absolvent habe im Schnitt 6,9 Semester studiert. Ein halbes Jahr länger als geplant, während es bei alten Studiengängen eineinhalb Jahre mehr seien, sagt sie. „Es zeigt, dass die neue Studienstruktur den Studierenden wirklich hilft, zügiger zu studieren.“ Noch allerdings steht dem Bachelor ja der Massenandrang in der Abschlussprüfung erst bevor. Und auch Wintermantel fürchtet, mit den guten Werten könnte es dann vorbei sein. „Die neuen Lehrformen stellen den einzelnen Studierenden in den Mittelpunkt und erfordern eine intensivere Betreuung“, sagt Wintermantel, sie benötigten mehr Personal.

Erste Folge dieser Erkenntnis: Die Hochschulen schotten sich gegen den Bewerberansturm ab. Bereits 60 Prozent der Bachelor-Studiengänge sind zulassungsbeschränkt. Rechnet man Diplom-, Magister- und Staatsexamens-Fächer mit, sind es nur 53 Prozent. Besonders hoch ist der Anteil von Bachelor-Fächern mit Zulassungsbeschränkung in Hamburg (92 Prozent), Berlin (87 Prozent) und Baden-Württemberg (75 Prozent). Wintermantel mahnt die Politik, je mehr Studenten in das neue System kämen, desto dringlicher sei darum mehr Geld für die Hochschulen.

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