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Taunus-Grundschule: Mit Piratenranzen und Glücksesel

Eltern haben die Taunus-Grundschule gerettet. Morgen startet die erste Klasse.

Kinderbücher haben für gewöhnlich ein Happy End. Aber ob die Geschichte von Svenni Swinigel eins haben würde, war lange nicht sicher. Seine Geschichte ist gleichzeitig die von Lukas, der ab morgen ein Erstklässler sein wird.

Lukas wohnt im Lichtenrader Taunusviertel. Hier haben die Einfamilienhäuser spitze Dächer und gepflegte Gärten. Die Straßen sind so ruhig, dass Kinder ungestört spielen können. Eine heile Welt für Familien. Dazu gehört auch die Grundschule im Taunusviertel, ein moderner Bau mit großem Sportplatz.

Doch Anfang des Jahres hieß es, die Schule werde geschlossen – es gebe zu wenig Kinder im Lichtenrader Idyll. Lukas hörte davon in der Kita und plötzlich war die Welt für ihn nicht mehr in Ordnung. Das war doch „seine“ Schule – auch wenn er offiziell noch kein Schüler war. Er durfte in der Fußball-AG mitspielen und sein bester Freund Linus lernte dort seit vergangenem Sommer in der „Katzenklasse“. Lukas war damals noch zurückgestellt worden. „Weil er mit neuen Situationen nicht so gut zurechtkommt“, sagt seine Mutter, Kerstin Brünner.

Sie beschloss, etwas dagegen zu unternehmen und schrieb ein Kinderbuch über „Svenni Svinigel“: die Geschichte der Schließung, kindgerecht erzählt. Sie war nicht die Einzige, die etwas tat: Ein Protestlauf zum Roten Rathaus, eine friedliche Schulbesetzung über Nacht und andere Aktionen hatten Erfolg: Es wurde doch eine erste Klasse eingerichtet – für Lukas und 34 andere Kinder. Sie werden gemeinsam mit Linus und 49 anderen Zweitklässlern in drei JüL-Klassen (Jahrgangsübergreifendes Lernen) unterrichtet.

„In der Katzenklasse sind Kätzchenaufkleber an den Türen und Fenstern und es gibt einen Computer“, sagt Lukas aufgeregt. Er steht vor dem Tor der Schule, bei Spaziergängen kommt er hier oft mit seiner Mutter vorbei. Sie wohnen gleich um die Ecke. Er will endlich in die Schule, schließlich ist er schon sieben und weiß inzwischen von Linus, wie es da so zugeht: „Ich kann schon 10 plus 10 ist 20 rechnen!“ Und 15 plus 5? Er grinst verlegen – das weiß er noch nicht. Er fasst die Schultüte an der Spitze, hält sie über den Kopf und springt aus der Hocke in die Luft. Dann schleudert er den Ranzen, auf dem sich eine Menge Piraten tummeln durch die Luft, als wolle er fürs Diskuswerfen trainieren. „Er muss sich immerzu bewegen“, sagt seine Mutter. Auch deshalb wollte er unbedingt auf die Taunus-Grundschule – sie hat eine Sportbetonung. Am Ranzen baumelt ein Plüschtier – sein Glücksesel. „Der kommt mit und passt auf mich auf“, sagt Lukas. Seine Mutter hat inzwischen ein zweites Kinderbuch über Svenni Swinigel geschrieben. Eins mit Happy End – wie im wirklichen Leben. Daniela Martens

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