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Vorlesen: Kinder wollen was auf die Ohren

Eine neue Studie zeigt, dass in Deutschland wenig vorgelesen wird. Nachdem im vergangenen Jahr in der Studie "Vorlesen in Deutschland 2007" die Eltern im Fokus standen, kommen nun erstmals repräsentativ Kinder zum Thema zu Wort.

Viele Mädchen und Jungen in Deutschland erleben Geschichten nicht übers Hören: 37 Prozent aller Kinder wird niemals vorgelesen – weder im Elternhaus, noch im Kindergarten oder in der Grundschule. Das belegt die aktuelle bundesweite Studie „Vorlesen im Kinderalltag 2008“, die am Montag in Berlin vorgestellt wurde. Initiiert wurde sie von der Deutschen Bahn, der Wochenzeitung Die Zeit und der Stiftung Lesen.

Nachdem im vergangenen Jahr in der Studie „Vorlesen in Deutschland 2007“ die Eltern im Fokus standen, lässt die Studie nun erstmals repräsentativ Kinder zum Thema zu Wort kommen. „Ein Ergebnis der Studie ist, dass viele Eltern sich offenbar für Vorlese-Eltern halten, es in der Praxis aber nicht sind. So sagten nur 18 Prozent der Eltern im vergangenen Jahr, sie würden niemals vorlesen, in der aktuellen Studie erklärte aber ein doppelt so hoher Prozentsatz der Kinder, dass ihnen niemand vorliest“, sagt Rainer Esser, Geschäftsführer der Zeit. Zudem rücke die Studie gravierende Vorurteile zurecht: So spiele „Einkommen und Bildungsgrad beim Vorlese-Verhalten der Eltern fast keine Rolle“. Eine Kernbotschaft der Studie heißt laut Heinrich Kreibich, Geschäftsführer der Stiftung Lesen, außerdem „Vorlese-Väter gesucht“. Denn nur acht Prozent der Kinder wird von ihren Vätern vorgelesen. Dabei sind „für die schwer zu erreichende Zielgruppe Jungen gerade Väter wichtige Vorbilder“.

„Kinder wünschen sich ausdrücklich, dass ihnen vorgelesen wird“, sagt Ralf Klein-Bölting, Generalbevollmächtigter Konzernmarketing und Kommunikation der Deutschen Bahn. Das gelte besonders für diejenigen, denen niemals vorgelesen wird. „Kinder, denen nicht vorgelesen wird, sind beim Erwerb von Sprach- und Konzentrationsfähigkeit massiv benachteiligt.“ Daher sei die Deutsche Bahn seit zwölf Jahren Partner der Stiftung Lesen und unterstützt seit drei Jahren den von der Wochenzeitung Die Zeit und der Stiftung Lesen initiierten bundesweiten Vorlesetag. Er findet in diesem Jahr am 20. November statt. Über 7500 Vorleser werden sich in ganz Deutschland engagieren, darunter auch Ursula von der Leyen und Renate Künast.

Ralf Klein-Bölting las schon gestern den Kindern der fünften Klasse einer Treptower Grundschule vor. Diese waren begeistert: „Vorlesen ist toll“, meinte die 11-jährige Jasmin. „Ich kann zwar schon selber lesen, aber besonders vorm Einschlafen höre ich lieber zu.“ jure

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