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Schule: Wenn’s schnell gehen muss

Honda tunt den Civic ab Werk – zu erkennen an den Kürzeln R oder S

Manchmal muss Honda seine Nähe zum Motorsport betonen: Nicht in der Formel 1, wo die Japaner ohnehin etabliert sind, sondern da, wo der Kampf um Marktanteile im Vordergrund steht: bei den Straßenwagen. Und dann kommt traditionell der Buchstabe „R“ wie Racing ins Rennen – oder für ein bisschen weniger PS-verliebte das „S“ für Sport. Beide Kürzel wurden jetzt dem im vergangenen Jahr vorgestellten Civic angehaftet. In den ab Werk gepimpten Versionen Type R und Type S steht das mit dem "red dot"-Designpreis gekrönte Japan-Coupé ab Ende März bei den Händlern.

Nun sagen die einen, Sport sei Mord. Andere meinen, Ertüchtigung solle Teil des Alltags sein. Letzterem wollen die beiden Neuen folgen – der eine weniger, der andere ungestüm mehr. Das für ein Coupé erstaunlich gute Raumangebot signalisiert den Ernst dieses Anspruchs.

Nach Betätigen des roten Start-Stop-Knopfes im Type R beginnt aber erst einmal der Spaß. Die Lenkung ist dermaßen direkt, dass Gefühle wie im Cart aufkommen. Das auf Rasanz abgestimmte Fahrwerk führt zu einem Klischee, das aber stimmt: Der liegt wie ein Brett auf der Straße. Stimmt. Die sehr harte Federung stellt die Bandscheiben auf eine ebenso harte Probe. Der Sportler hoppelt lustig über die etwas unebene Trasse. Dann aber – auf einer Testfahrt auf einer Rennstrecke – lässt er Hakenschlagen ohne jede wahrnehmbare Wankbewegung zu. Jetzt lassen sich auch die Instrumente besser ablesen... Mittig angebracht, gibt der Drehzahlmesser bei jeder Lenkradeinstellung seine Information ebenso unverstellt an den Fahrer weiter wie der digitale Tachometer, der sich in der zweiten Ebene der Instrumententafel direkt unter der Frontscheibe befindet.

Ansonsten setzt sich die Trimm-Dich-Optik des Äußeren (Seitenschweller, tief sitzende Front- und Heckschürzen, 18-Zoll-Leichtmetallräder, 15mm Tieferlegung) im Innenraum fort. Die Pedale sind mit Alu-Finish versehen, ebenso der Schaltknauf, der durch knackig kurze Schaltgassen führt. Das Multifunktionsledervolant ist mit roten Steppnähten veredelt, ebenso wie die Ledermanschette des Schaltknaufs und die mit Alcantara bezogenen, anschmiegsamen Schalensitze. Ein Typenschild mit einer Seriennummer in der Mittelkonsole weist den Wagen als einzigartig aus; der Besitzer darf sich so ein Stück individueller fühlen. Ein iPod-Adapter zum Beschallen mit der eigenen Mucke kostet stolze 204 Euro Aufpreis.

Im Type S wird der sportliche Aspekt etwas heruntergekocht. Anstatt des 201 PS starken Aggregats treibt hier ein 140 PS-Motor den 4,27 Meter messenden Flitzer an. Der gut verarbeitete Innenraum schindet mit weniger Applikationen dennoch Eindruck.

Sportlichkeit beim Civic heißt nicht, dass kein Platz für Funktionalität mehr wäre. Mit vier Insassen, von denen zwei Hinterbänkler gern auch kleine Kinder sein dürfen (Isofix-Vorrichtungen für Kindersitze sind vorhanden), kommt der Japaner gut klar. Im Fond geht’s, bedingt durch die Karosserieform, etwas eng zu, das Kofferraumvolumen aber überrascht mit einem Spitzenwert: 456 Liter wollen über eine niedrige Ladekante gefüllt werden, bei versenkter Rückbank sogar 1352 Liter. Da ein Sportsmann selten nach hinten schaut und ein Spoiler nun mal sein muss, gewährt das Heckfenster kaum Durchsicht. Da könnte man sich ja fast schon für die optionale Rückfahrkamera (nur in Verbindung mit Navi) oder die Einparkhilfe entscheiden – wenn das nicht ein bisschen uncool wäre. Wer diese Sportler mag, investiert überschüssiges Kapital wohl eher in einen CD-Wechsler oder die LED-Fußraumbeleuchtung.

Ach ja: Für alle, die den Civic Type R auf der Rennpiste einsetzen wollen, gibt es eine radikal abgespeckte Version. Es lebe der Sport.

Stefan Weissenborn

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