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Schule: Zukunftsauto aus Neuruppin

Kleinserienfertigung für extrem sparsamen Jetcar 2.5 aufgenommen

Von Ingo von Dahlern Dem Ingenieur ist nichts zu schwer auch das viel diskutierte Ein-Liter-Auto nicht. Dass ein solches Fahrzeug machbar ist, bewies pünktlich zu seinem Abschied Ende April 2002 der damalige VW-Chef Ferdinand Piëch, der mit einem zu diesem Termin fertig gewordenen Prototyp die 230 km lange Strecke von Wolfsburg nach Hamburg mit einem Verbrauch von gerade einmal 0,89 l Diesel/100 km bewältigte. Doch was damals in einer extrem aufwändigen und praktisch unbezahlbaren Studie auf vier Räder gestellt wurde, war und ist von einem alltagstauglichen und erschwinglichen Serienauto weit entfernt – sehr weit sogar.

In Nietwerder, einem Ortsteil von Neuruppin, ist gestern unter der Bezeichnung Jetcar 2.5 ein Auto in die Kleinserie gegangen, das optisch in vielen Dingen an das Einliter-Auto erinnert und in seiner Leichtversion einmal nur 1,5 l/100 km verbrauchen soll. Mit 1,50 Meter Breite ist es besonders schmal und in seiner 4,03 Meter langen Karosserie haben zwei Passagiere Platz, die hintereinander sitzen und über 180 Liter Gepäckraum verfügen.

Mit 730 Kilo Leergewicht ohne Fahrer ist das Auto trotz konsequenten Leichtbaus mit dem Einsatz hochwertiger Kunststoffe sowie Leichtmetalle wie Aluminium und Magnesium allerdings mehr als zweieinhalb Mal so schwer wie der Einliter-Volkswagen, nicht zuletzt auch wegen seines sehr viel größeren Motors. Denn statt des von Piëch verwendeten Einzylinder-Saugdiesels mit der für VW typischen Pumpe-Düse-Hochdruckeinspritzung mit einer Leistung von 6,3 kW (8,5 PS) und einem maximales Drehmoment von 18,4 Nm bei 2000/min sitzt im Jetcar 2.5 ein handelsüblicher 0,8-l-Dreizylinder-Turbodiesel mit Common Rail und 30 kW (41 PS) mit maximal 100 Nm bei 1800-2800/min. Der macht den heckgetriebenen Zweisitzer mit automatisiertem Sechsgang-Schaltgetriebe denn auch bis zu 160 km/h schnell. Aber der – dennoch sehr bescheidene – Durchschnittsverbrauch liegt dafür auch bei 2,5 l/100 km. Dennoch reicht der 26-Liter-Tank spielend für 1000 Kilometer. Bei der Abgasnorm reicht es nur für EU3. Doch wenn der Motorenlieferant sein Aggregat entsprechend umgestellt hat, was schon in absehbarer Zeit geschehen soll, dann wird auch der Jetcar die EU4 erfüllen.

Neben der normalen Version Jetcar 2.5 gibt es übrigens auch drei Sportversionen, die dann allerdings von einem Dreizylinder-Benziner angetrieben werden – und zwar in den Leistungsstufen 45, 60 und 74 kW (62, 82 und 101 PS). Autos, die wie auch der Turbodiesel durchaus langstreckentauglich sind und dank ihres aufwändigen Fahrwerks auch hohen Komfort und hohe Fahrsicherheit bieten.

Und vor allem auch eine attraktive Optik. Denn der Jetcar hat ein auf den ersten Blick überzeugendes Design, in dem manche Elemente aus einem Segelflugzeug stecken Das gilt vor allem für die sanft geschwungene Frontscheibe sowie die für einen lang gestreckten Zweisitzer sehr elegante, vor allem Dingen aber auch aerodynamisch ausgefeilte Karosserie. Und das gilt auch für das gelungene und zugleich auch sehr komfortable Interieur

Unter technischen Aspekten ist der Jetcar 2.5 ein Auto, das man, wie es auch der Name des Herstellers, der Jetcar Zukunftsfahrzeug GmbH, unterstreicht, vor allem unter Verbrauchsaspekten als durchaus interessantes Zukunftslösung bezeichnen kann. So sieht es auch Geschäftsführer Christian Wenger-Rosenau, der die Jetcar-Entwicklung bereits 1998 mit seinem Bruder Michael Wenger begann. In seinen Verbrauchswerten liegt der Jetcar zudem sehr viel günstiger, als der einzige bislang in Großserie gefertigte Zweisitzer, der Smart Fortwo nämlich, bei dem die wenig aerodynamische Karosserie viel Kraftstoff kostet. Und dass der Jetcar dem Smart Fortwo in seinen Fahreigenschaften klar überlegen ist, steht außer Frage. Bequemer für seine Passagiere allerdings ist offensichtlich der Smart.

Und da man bei Jetcar auch den Jetcar 1.5 mit gleicher Karosserie aber nur rund 390 Kilo Leergewicht mit einem nur rund 8 kW (5,9 PS) leistenden Diesel weiterentwickelt, der bei dann allerdings bescheideneren Fahrleistungen mit rund 1,5 l/100 km zufrieden sein soll, käme man dem Ein-Liter-Auto bereits recht nahe.

Ein großes Problem ist allerdings der Preis. Denn der liegt für den Jetcar 2.5 bei 39 990 Euro und klettert für den Sport III auf bis zu 53 000 Euro, Und selbst ein Einführungspreis von 34 990 Euro anlässlich der Produktionsaufnahme liegt so hoch, dass er einem breiten Einsatz solcher Fahrzeuge schwer überwindliche Grenzen setzt. Ein Problem, dass auch Christian Wenger-Rosenau sieht. Aber bei der handwerklichen Fertigung des Jetcar 2.5 sind Preise, die eine weite Verbreitung des sparsamen Zweisitzers ermöglichten, derzeit nicht realisierbar.

Das wäre nur möglich, wenn sich ein etablierter Partner finden ließe. Für diesen Fall hält der Jetcar-Geschäftsführer auch richtige Großserien für möglich. Vorerst allerdings wird nur von Hand und nur auf Bestellung gebaut. Dabei setzt man in Nietwerder auch auf Interessenten, sie den Jetcar als Sammler erwerben oder ihn als Werbeträger einsetzen wollen. Denn seine eigenwillige Linie macht ihn zu einem echten Hingucker. Schön wäre es allerdings, wenn man ihn schon bald öfter sehen könnte.

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