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Berlin: Schulen erhalten eigenen Etat für Vertretungslehrer

Bildungssenator will Stundenausfall bekämpfen, Bürokratieabbau soll Pädagogen entlasten

Für kranke Lehrer können die Schulen bald selbst Ersatz beschaffen: Vom nächsten Schuljahr an erhalten sie auf Wunsch drei Prozent ihrer Personalmittel ausbezahlt, um flexibler agieren zu können. Dies kündigte Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) gestern an. Darüber hinaus will er erreichen, dass die vorhandenen Lehrer optimal eingesetzt werden. Wie berichtet, wurde im Schuljahr 2005/06 mehr als jede zehnte Unterrichtsstunde nicht regulär erteilt. Der Unterrichtsausfall habe aber nicht zugenommen; Vergleiche mit anderen Bundesländer gibt es nicht, weil diese keine Zahlen erheben.

Senator Zöllner will auf drei Wegen die Ressourcen besser nutzen: Neben dem Bürokratieabbau geht es um eine bessere Lehrkräfteplanung und um Qualitätsmanagement in der Schulaufsicht. Ab Januar sollen sich neue „Projektgruppen“ um diese drei Bereiche kümmern. Sie sollen beispielsweise herausfinden, ob man Lehrer von verzichtbaren – etwa bürokratischen – Aufgaben befreien kann, damit sie sich nicht unnütz verschleißen. Im Sommer sollen erste Ergebnisse vorliegen.

Der Senator sagte, dass Berlin „nicht unterdurchschnittlich viel“ für die Schulen ausgebe. Auch seien die Klassen nicht größer als im Bundesvergleich. Allerdings lägen die Berliner Lehrer bei der Pflichtstundenzahl eher über dem, was im übrigen Bundesgebiet üblich sei. Anders als von den Gewerkschaften erhofft, stellte Zöllner aber keine Senkung des Stundensolls in Aussicht. Er betonte jedoch, dass er es ernst nehme, wenn Lehrer sich ausgebrannt fühlten. Wie berichtet, wenden sich fast täglich Schulen oder Personalräte an Zöllner mit der Botschaft, dass die Lehrer am Ende ihrer Kraft seien und Entlastung brauchten.

Immerhin haben die Schulen jetzt mehr Möglichkeiten, sich bei der kurzfristigen Suche nach Vertretungslehrern selbst zu helfen. Vom Sommer 2007 an können sie sich selbst kümmern. Für eine Schule mit 100 Lehrern würde das bedeuten, dass sie rund 135 000 Euro pro Jahr für Honorare erhielte und die Mittel auch behalten könnte, wenn sie diese in einem Jahr nicht verbraucht. Sie könnte selbst einen Pool potenzieller Lehrkräfte schaffen oder auf eine zentrale Datenbank zurückgreifen. In diesem Pool sollen sich Personen befinden, die schon auf der Bewerberliste für den Schuldienst stehen, im Ruhestand sind oder in der Ausbildung. Wenn eine Schule befürchtet, dass es nicht genug Aushilfskräfte gibt, kann sie sich für eine Festanstellung von Lehrern entscheiden.

Generell bezweifeln die Schulen, dass eine Reserve von drei Prozent überhaupt ausreicht. Schließlich müssen nicht drei, sondern über zehn Prozent der Stunden aufgefangen werden. Und tatsächlich sind es noch viel mehr, denn viele ausgefallene Stunden werden gar nicht in der Statistik erwähnt. So wurden die Schulen nach eigenen Angaben nicht klar darauf hingewiesen, dass der Unterrichtsausfall an Prüfungstagen in die Statistik aufgenommen werden muss. „Die Behörde soll endlich klipp und klar sagen, wie mit den Prüfungstagen verfahren werden soll“, forderte gestern Harald Mier vom Verband der Oberstudiendirektoren.

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