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Singen und Warten. In Berlin und anderen Diözesen laufen die Vorbereitungen für den Besuch Benedikts XVI. – wie hier auf Burg Scharfenstein in Thüringen. Dort sang der Jugendchor vor einem Bild des Papstes während einer ökumenischen Lichterfeier. Foto: dapd

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Berlin: Schulfrei für den Papst

Katholische Schulen schließen, staatliche beurlauben auf Antrag für ein paar Stunden

Von Katrin Schulze

Berlin - Ein Papstbesuch ist für einige wie ein Feiertag. Und der wird dann auch so begangen. Dieser Logik folgend hat sich das Erzbistum Berlin dazu entschieden, alle 17 katholischen Schulen der Stadt sowie je eine weitere in Potsdam und Fürstenwalde am 22. September, dem kommenden Donnerstag, zu schließen. Den rund 8000 Schülern soll damit ermöglicht werden, sich auf den Gottesdienst von Benedikt XVI. im Olympiastadion einzustimmen, sagt Stefan Förner, der Sprecher des Erzbistums. Das Ereignis sei „so herausragend“, dass man sich zu diesem Schritt entschlossen habe.

Für die staatlichen Schulen gilt dagegen eine gemäßigte Variante. Wegen des „besonderen Ereignisses“ habe man die Schulen darauf hingewiesen, dass nach der vierten Unterrichtsstunde eine Beurlaubung ausgesprochen werden kann, heißt es vonseiten der Senatsverwaltung. Die Erziehungsberechtigten müssten dafür eine Unterrichtsbefreiung beantragen, die auch den genauen Zeitpunkt des Verlassens der Schule benennt.

In Erfurt, wo der Papst einen Tag nach seiner Berlin-Visite Station macht, gehen die Behörden weiter. Hier bleiben am Freitag, den 23. September, alle staatlichen Schulen dicht. Sie sind vom Bildungsministerium angewiesen, einen sogenannten flexiblen Ferientag zu nehmen. Auch in Bayern hatte man den Schülern im Jahr 2006 am Tag des Papstbesuches freigegeben.

Warum ist Gleiches nun nicht auch in Berlin denkbar? FDP-Schulexpertin Mieke Senftleben glaubt, dass ein kompletter freier Tag „einen Riesenaufschrei in der Stadt“ nach sich ziehen würde, weil die Mehrheit der Menschen hier anders als in anderen Bundesländern keiner Glaubensgemeinschaft angehört.

Tatsächlich liegt es in Berlin schon Jahrzehnte zurück, dass Kinder wegen hochrangigen Staatsbesuchs vom Unterricht befreit wurden. Als einst die britische Königin Elisabeth II. Berlin besuchte oder der frühere US-Präsident John F. Kennedy. Und als Papst Johannes Paul II. am 23. Juni 1996 einen Gottesdienst im Olympiastadion feierte, hatten die Schüler ohnehin frei – es waren bereits Sommerferien. Weil die Messe diesmal auf einen regulären Schultag fällt, spricht sich Bildungsexperte Sascha Steuer (CDU) dafür aus, zumindest alle katholischen Schüler freizustellen: „Sie sollten die Möglichkeit haben, an den Veranstaltungen rund um den Papstbesuch teilzunehmen.“

Generell sieht das Berliner Schulgesetz vor, dass Schüler aller Schularten und Bildungsgänge an den Feiertagen ihrer Religionsgemeinschaft unterrichtsfrei bekommen. So dürfen Kinder muslimischen Glaubens der Schule am ersten Tag des Ramadan- und des Opferfestes fernbleiben. Bei den evangelischen Schülern betrifft die Regelung den Reformationstag am 31. Oktober sowie den Buß- und Bettag, bei den Katholiken zum Beispiel Fronleichnam oder Allerheiligen. Jüdische Schüler erhalten beispielsweise für Jom Kippur oder das Passahfest frei. Darüber hinaus können Schüler auf Antrag ihrer Erziehungsberechtigten an einigen zusätzlichen religiösen Feier- oder Gedenktagen bis zu zwei Stunden vom Unterricht befreit werden.

Bei den katholischen Schulen kommt die Entscheidung, an dem Tag des Papstbesuchs unterrichtsfrei zu geben, gut an. Zwar beginnt der Gottesdienst im Olympiastadion erst um 18.30 Uhr, dennoch „möchten wir uns angemessen darauf vorbereiten“, sagt eine Sprecherin der Katholischen Schule St. Alfons in Tempelhof. Außerdem fänden zahlreiche Rahmenveranstaltungen statt.

Dass so eine Visite des Papstes nicht nur gründlich vorbereitet werden will, sondern auch jede Menge Geld verschlingt, ist dem Erzbistum bewusst. Erst am Sonntag hat der Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki die hohen Kosten verteidigt. „Damit 70 000 Menschen im Olympiastadion und Millionen Menschen in aller Welt mitfeiern können, müssen wir viel Geld in die Hand nehmen“, schrieb er in einem Hirtenbrief, der in den katholischen Kirchen der Stadt verlesen wurde. 3,5 Millionen Euro werden allein für den Berlin-Besuch von Benedikt XVI. veranschlagt.

Vor diesem Hintergrund legen sich einige Schulen besonders ins Zeug – sie bieten Pilgern ihre Räumlichkeiten als Bleibe an. So dürfen sich die dort lernenden Kinder neben dem freien Donnerstag zusätzlich am Freitag, den 23. September, über eine Schulauszeit freuen.

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