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Berlin: Schullandheim Sandwerder: Wannsee-Urlaub für Kinder aus Neukölln gefährdet

Kaum sind die Osterferien vorbei, sind Eltern und Lehrer in heller Aufregung. Denn für das Schullandheim Sandwerder am Wannsee, in dem sich alljährlich 2000 Kinder und Jugendliche aus dem Bezirk erholen, gibt es Verkaufspläne.

Kaum sind die Osterferien vorbei, sind Eltern und Lehrer in heller Aufregung. Denn für das Schullandheim Sandwerder am Wannsee, in dem sich alljährlich 2000 Kinder und Jugendliche aus dem Bezirk erholen, gibt es Verkaufspläne.

Das Thema beschäftigt bereits Ausschüsse und Bezirksverordnete. Die Initiative geht von Finanzstadtrat Michael Freiberg (CDU) und Teilen der Neuköllner CDU aus. Laut Freiberg muss der Verkauf oder private Betrieb auch anderer sozialer oder kultureller Einrichtungen - wie etwa des Kladower Jugendheims Ella Kay - erwogen werden, um ein drohendes 30-Millionen-Mark-Loch im nächsten Bezirkshaushalt auszugleichen.

Bei der vorigen Bezirksverordnetenversammlung hatte die CDU schon einmal einen Antrag der Grünen abgelehnt, die die Erhaltung von Schullandheim und Jugendheim festschreiben wollten. Die CDU forderte daraufhin in einem eigenen Antrag, die Möglichkeit des privaten Betriebes für Schullandheim und Jugendheim prüfen zu lassen.

Jetzt kündigte Freiberg an, dass sich auch Wolfgang Branoner, Berliner Wirtschaftssenator und Kreisvorsitzender der Neuköllner Christdemokraten, öffentlich zu den Plänen äußern will. Eltern und Lehrer haben inzwischen damit begonnen, Protestunterschriften zu sammeln. Bei einem Treffen von Vertretern des Bezirkselternausschusses und Lehrern wurde zudem eine Informationskampagne für die nächsten Wochen geplant.

Ohne die kurzen Anfahrtswege und niedrigen Unterbringungspreise des vom Bezirk finanzierten Schullandheims seien Klassenfahrten für viele Neuköllner Kinder finanziell ein Problem, sagte der Vorsitzende des Bezirkselternausschusses Klaus-Peter Elsner. Auch gäbe es im Falle eines Verkaufs für die jüngeren Schüler nur noch die Möglichkeit für Aufenthalte im Brandenburger Umland. Für viele Neuköllner Schulklassen mit einem hohen Ausländeranteil sei hier aber die Gefahr von Übergriffen gegeben, das hätten vielfältige Erfahrungen gezeigt.

Umstritten sind die Verkaufsabsichten auch in den Reihen der Christdemokraten. Der Stadtrat für Jugend und Familie, Lutz Reichert (CDU), in dessen Ressort das Kladower Jugendheim fällt, hat sich bereits dagegen ausgesprochen. "Wenn ich höre, dass dies für viele Kinder aus Neukölln die einzige Reise ist, wünsche ich sehr, dass dies erhalten werden kann." Scharfer Kritiker aller Verkaufs- und Privatisierungspläne ist auch der Stadtrat für Bildung Schule und Kultur, Wolfgang Schimmang (SPD).

"Selbst nach der Einschätzung von der Senatsverwaltung für Inneres fehlen Neukölln bis zu 40 Millionen Mark zu einer Ausstattung zu gewährleisten, die der anderer Bezirke entspricht," ärgert er sich. "Wieso soll ausgerechnet hier gespart werden?". Die Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses Petra Wojchiechowski (Grüne) monierte, dass bei einem Verkauf des Hauses nach den Bestimmungen für den Liegenschaftsfonds des Landes lediglich ein Viertel dem Bezirk zugute käme. Erst 1988 war das Gebäude für rund 19 Millionen Mark für Schüllerreisen hergerichtet und kurz darauf dem Bezirk übergeben worden. Bis dahin hatte Neukölln das heute als Gedenk- und Begegnungsstätte genutzte Haus der Wannseekonferenz als Schullandheim gedient.

Ole Töns

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