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Berlin: Schulleiterin Karin Babbe

Die Schulleiterin selbst ist kein Drache, sondern eine jugendliche blonde Frau mit einer frechen Frisur und einer ansteckenden Begeisterung für ihre Schule, die ErikaMann-Grundschule im Wedding. Dort in den früher ungastlichen Fluren und Treppenhäusern des alten Gebäudes von 1915 haben die Kinder zusammen mit „Baupiloten“, Architekturstudenten der TU, eine „Silberdrachenwelt“ entstehen lassen.

Die Schulleiterin selbst ist kein Drache, sondern eine jugendliche blonde Frau mit einer frechen Frisur und einer ansteckenden Begeisterung für ihre Schule, die ErikaMann-Grundschule im Wedding. Dort in den früher ungastlichen Fluren und Treppenhäusern des alten Gebäudes von 1915 haben die Kinder zusammen mit „Baupiloten“, Architekturstudenten der TU, eine „Silberdrachenwelt“ entstehen lassen. In jedem Stockwerk eine andere Idee: Sternenstaubtauchen im Erdgeschoss, gelbgrüne Schlafplätze für die imaginären Drachen unter violettem Licht, weiter oben „HauchSanftSein“ mit wehenden Schleiern an den Decken. Farbig leuchtende Drachenleiber winden sich durch den dritten Stock. Ein klingendes Treppenhaus und ein „Lese-Wald“ im engen sonnenlosen Hof.

Für die 400 Kinder aus 18 Nationen – 80 Prozent ohne deutsche Muttersprache und alle aus dem „wohlstandsfernen Kiez“ – ist diese Schule ein wundersamer Hort und Ort von Kreativität. Wie ein Leuchtturm, sagt Karin Babbe, der weit in den Kiez hinein strahlt. Der türkische Friseur hängt stolz die Zeitungsausschnitte mit Berichten über „ihre Schule“ aus. Die Bürger-Jury hat die 150000 Euro für die Drachenwelt gegeben, die von Behinderten und Insassen der Justizvollzugsanstalt Tegel gebaut wurde.

Das Licht eines Leuchtturms ist schon in das Kinderzimmer von Karin Babbe in Dahme an der Ostsee gefallen, wenn sie mit ihren zwei kleinen Geschwistern früh ins Bett musste. Und früh aufstehen hieß es zu Hause: Sie mussten in der väterlichen Bäckerei helfen. Die Kinderarbeit hat nicht geschadet. Nach dem Abitur in Oldenburg ging es zum Lehrer-Studium nach Göttingen. Fächer: Deutsch und Sport. Berlin war ein Zufall. Die Wartezeit auf ein Referendariat in Niedersachsen war unmöglich lang und bei ihrem ersten Berlinbesuch hatte ein Freund eine toll günstige Wohnung für 100 Mark Miete anzubieten. Als „Arbeitslose“ half sie zunächst in einer Kita. Dann folgten 16 Jahre Schule. Alles hat sie in diesen Jahren „mal ausprobiert“, Erwachsenenbildung, Lehrbeauftragte an der TU oder Lehrerfortbildung. Beim zweiten Anlauf, 1996, hat es mit der Bewerbung als Schulleiterin geklappt.

Jetzt leitet sie kommissarisch auch die benachbarte – und bald wiedervereinigte – Rübezahl-Grundschule. Ab 2006 wird es eine Ganztagsschule. „Wenn ich etwas denke, will ich es auch greifbar machen“, erklärt sie ihren starken Gestaltungszwang. Für die Stadt ist das ein Glücksfall. „Vielfalt“ sollte für sie das Berliner Leitbild sein. Die Wurzeln ihrer persönlichen Leitbilder Vernetzung und Nachbarschaft sieht sie auch in ihrer dörflichen Herkunft. Ihr Mann ist übrigens ebenfalls vom Dorf und vom Fach.

Beim Abschied wirbt sie für das fünfte Theaterfestival ihrer Schule mit dem Schaubude-Puppentheater am 23. April. Alle Stücke sind von den Kindern selber geschrieben und alle haben eine Rolle. Nicht nur die Besser-Begabten!

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegels.

Karin Babbe (49),

Die Schulleiterin der Erika-Mann-Grundschule in Wedding

ist Lehrbeauftragte

an der TU Berlin

und Autorin mehrerer Fach- und Schulbücher.

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