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Schüler schwänzen bundesweit freitags und demonstrieren gegen den Klimawandel. Legal ist das nicht - aber legitim?

© dpa / Peter Zschunke

Schulstreik: Folgenabschätzung: Tadel für Schwänzer

Jeden Freitag schwänzen Tausende die Schule und demonstrieren gegen den Klimawandel. Das ist Rechtsbruch - und sollte kreativ genutzt werden. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Fatina Keilani

Ein einzelnes Mädchen, das bemerkenswert stur ist, hat es geschafft, hunderttausende Kinder an Freitagen zum Schuleschwänzen zu bewegen – europaweit. Auch in Berlin. Seltsamerweise hört man wenig von den Konsequenzen, die das hat. Immerhin herrscht Schulpflicht, und die wird selektiv auch durchgesetzt: Schwänzer werden äußerstenfalls von der Polizei aus dem Bett geholt und zum Unterricht gebracht, und auch am Flughafen werden sie eingesammelt, falls sie schon vor Beginn der Ferien in den Urlaub wollen. Nur beim Schulstreik für das Klima ist es auffallend ruhig. Schulen tun sich schwer damit, eine klare Ansage zu machen. „Eigentlich gibt es dafür einen Tadel, aber hier sehen wir mal davon ab“, schreiben sie zum Beispiel, und das lässt sich als Aufmunterung zum Weitermachen interpretieren.

Der Klimawandel lässt sich nicht abwenden, auch nicht durch Demos

Klimaschutz ist eine gute Sache, Schuleschwänzen aber ist Rechtsbruch und zu missbilligen. Andererseits bekommen die Forderungen der Jugend gerade durch den Schulstreik Gewicht. „Uns ist das Thema so wichtig, dass wir auch Nachteile in Kauf nehmen“, nämlich Tadel oder unentschuldigtes Fehlen, ist die Botschaft. Die Schulen könnten darauf reagieren und im Unterricht Ernst machen. Der Klimawandel ist nämlich nicht durch Demos abzuwenden. Die Kinder können mehr verändern, wenn sie fleißig lernen, damit sie die Herausforderungen meistern können, die unabwendbar durch den Klimawandel kommen. Das sollten die Schulen thematisieren. Wie gehen wir also mit den Veränderungen um? Welche Folgen hat unsere Art zu leben, besonders der Konsum? Wer wird leiden, wer sterben? Das hieße die Kinder ernst nehmen – und sie in der Schule zu halten.

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