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Berlin: Schulz, Spandau

Von Ingo Bach Es gibt sie zehntausendfach, Meiers und Schmidts, die Lehmanns und Schulzes – Namen, so farb und geschmacklos wie Oblaten. Erika Mustermann gewinnt als Monika Müller nur unwesentlich an Statur und Otto Normalverbraucher erhält als Otto Lehmann nur wenig mehr Persönlichkeit.

Von Ingo Bach

Es gibt sie zehntausendfach, Meiers und Schmidts, die Lehmanns und Schulzes – Namen, so farb und geschmacklos wie Oblaten. Erika Mustermann gewinnt als Monika Müller nur unwesentlich an Statur und Otto Normalverbraucher erhält als Otto Lehmann nur wenig mehr Persönlichkeit. Wie viele Karrieren mögen an derart blässlichen Nachnamen gescheitert sein. „Müller, Müller – welcher Müller?“, wird so mancher Chef über den Beförderungsantrag gegrübelt haben, um stattdessen Pia Hosenschnurks einen Posten höher zu schieben.

Im Bundestag kümmern sich Beamte um derlei Karrierebeschwernisse. Und bringen Erleichterung ganz im Sinne des Föderalismusgedankens. Weil Berlin gleich zwei Abgeordnete namens Schulz ins Parlament entsandte – Werner Schulz von den Grünen und Swen Schulz von der SPD – bekommt letzterer ein ganz individuelles Kennzeichen. Während der Werner aufgerufen wird als „Schulz, Berlin“, darf Swen unter „Schulz, Spandau“ für seinen Wahlkreis firmieren. Wahrscheinlich ist den Beamten gar nicht bewusst, welche Wunden sie da aufreißen, die seit der Eingemeindung von Spandau nach Groß-Berlin 1920 vor sich hin schwären.

Liebe Namensregulierer! Im Bundeskabinett gibt es da auch noch einiges zu regeln, zwischen Gesundheitsschmidt und Familienschmidt beispielsweise. Und was, wenn demnächst Hamburg zwei Müller schickt? Gibt es dann einen „St.Pauli-Schmidt“ und einen „St.Georg-Schmidt“? Bloß gut, dass die Diskussion um Nummern statt Namen für die neuen Berliner Bezirke im Sande verlief. Sonst verträten uns bald „Meier (9)“ oder „Schulz (13)“ im Bundestag.

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