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Berlin: Schwächen zu Stärken

Mein Rat für 2013, an alle: Wandle deine Schwächen in Stärken um. Wenn Sie dir vorwerfen, du seist überempfindlich, dann sage dir: Ich nehme Gefühle eben besser wahr als andere.

Mein Rat für 2013, an alle: Wandle deine Schwächen in Stärken um. Wenn Sie dir vorwerfen, du seist überempfindlich, dann sage dir: Ich nehme Gefühle eben besser wahr als andere. Du bist angeblich egoistisch? Sage dir, dass du zu deinen Bedürfnissen stehst. Du recherchierst nicht gerne? Dann schreibe Kolumnen.

Das kommende Jahr trägt in Berlin den inoffiziellen Namen „Jahr 5“, weil es nämlich das fünfte Jahr der Berliner S-Bahn-Krise ist. Vor einiger Zeit sind in Berlin 72 S-Bahn-Wagen der Baureihe 485 saniert worden. Als kürzlich der erste Schnee fiel, sind von den frisch renovierten Wagen sofort wieder 50 ausgefallen. Außerdem dürfen die Berliner S-Bahnen ab 2015 möglicherweise nur noch mit Tempo 50 fahren statt mit Tempo 80, dies hängt irgendwie mit der Einführung eines neuen Signalsystems zusammen.

Egal, ob sie was Altes reparieren oder was Neues einführen: Es klappt nie.

Wie vor ein paar Tagen in dieser Zeitung zu lesen war, soll bis zum Jahre 2017 ein neuer Betreiber für die S-Bahn gefunden werden. Viele Menschen hoffen auf den neuen Betreiber. Der neue Betreiber wird aber, vielleicht aus künstlerischen Gründen, erst 2014 vom Senat bestimmt. Wenn nämlich die Züge verspätet sind oder ausfallen, wieso sollte dann eigentlich der neue Betreiber relativ pünktlich kommen? Das würde doch stilistisch überhaupt nicht passen.

Ein neuer Betreiber braucht zum Betreiben vor allem neue Züge. Die alten Züge sind nämlich völlig hinüber, sie fallen spätestens 2017 auseinander. Falls Berlin versucht, sie zu sanieren, fallen sie sogar schon 2016 auseinander. Um neue Züge produzieren zu lassen, braucht man etwa fünf Jahre, neue Züge könnten also frühestens 2019 zum Einsatz kommen. Das heißt, ab 2017 gibt es in Berlin die weltweit einzige S-Bahn ohne Züge. Man kann dann am Potsdamer Platz in die S-Bahn ohne Züge einsteigen und sich von dort zu dem Flughafen ohne Flugzeuge bringen lassen.

Ich schlage vor, dass man in Berlin einfach die Pferdebahn wieder einführt. Das ist technisch umkomplizierter, billiger und sicherer. In Paris hat das gesamte Straßenbahnnetz, für Millionen von Passagieren, von 1855 bis 1938 mit Pferden funktioniert, ohne Probleme. Die Pferdebahn auf der Isle of Man ist seit 1876 ununterbrochen in Betrieb. Disneyland hat eine Pferdebahn – für Millionen Besucher. Es ist öko, lässig, pittoresk, slow, sogar mit dem Tierschutz ist es vereinbar. Wer es eilig hat, der benutzt doch auch heute schon andere Verkehrsmittel als die S-Bahn. Die Firma Manufactum kann das betreiben.

Nimm deine Schwächen an, sei für sie dankbar. Stehe zu ihnen, suche einen Sinn darin. Verwandle deine Schwächen in ein Markenzeichen! Dies war mein Rat an die Berliner Stadtregierung, für 2013.

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