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Schwanenwerder: Goebbels Garage im Angebot

Auf Berlins exklusivster Insel ist wieder ein Plätzchen zu haben. Auf dem Grundstück befindet sich ein Haus, das NS-Propagandaminister Goebbels gehörte. Den Zuschlag soll der Meistbietende erhalten.

Das 2300 Quadratmeter große Grundstück der ehemaligen „Wache 3“ der Wasserschutzpolizei auf Schwanenwerder steht zum Verkauf. Bis zum 12. Juli können Interessenten beim Liegenschaftsfonds ein Gebot abgeben. Den Zuschlag soll der Meistbietende erhalten, soweit seine Bonität ohne Zweifel ist, erklärt Irina Dähne, Sprecherin des Liegenschaftsfonds.

Auf dem Grundstück Inselstraße 8 befindet sich ein unscheinbarer dreistöckiger Backsteinbau, der 1929 als „Wirtschaftsgebäude“ errichtet wurde und später zum Anwesen von NS-Propagandaminister Goebbels gehörte. Goebbels hatte dort seinen umfangreichen Fuhrpark und SS-Wachmannschaften untergebracht, erzählt der Schwanenwerder-Chronist und frühere Polizeipräsident Georg Schertz. Die eigentliche Goebbels-Villa lag nebenan, Inselstraße 10. Sie wurde nach dem Krieg abgerissen und später durch einen Neubau ersetzt, in dem heute das Aspen-Institut untergebracht ist.

Der Käufer kann das Haus umbauen oder durch einen Neubau ersetzen. Erlaubt wären dann aber nur noch zwei Stockwerke. Es könnte sich aber auch lohnen, noch etwas zu warten. Im Sommer sollen vier weitere Grundstücke im Süden der Insel auf den Markt kommen, unbebaut und zwischen 10 000 und 13 000 Quadratmeter groß. Bis zu zehn Millionen Euro könnte das Land für die Grundstücke bekommen, schätzen Experten. Naturschützer und Abgeordnete der Linken würden dieses mit Bäumen bewachsene Areal gerne sich selbst überlassen.

Schwanenwerder war schon im Kaiserreich das Nonplusultra der Berliner Wohnlagen. Schwerreiche jüdische Bankiers und Fabrikanten ließen sich dort nieder. Nach 1933 wurden sie gezwungen zu verkaufen. Neben Goebbels sicherten sich Albert Speer und Hitlers Leibarzt Theodor Morell Grundstücke. Die „Reichsbräuteschule“ richtete sich hier ein. Außerdem erwarb die Reichskanzlei ein Grundstück, das angeblich für Hitler persönlich reserviert wurde.

Dass Schwanenwerder als Gedenkort für Neonazis interessant sein könnte, glaubt Irina Dähne allerdings nicht. „Wir gehen nicht davon aus, dass hier diese Klientel angelockt wird.“ Man habe in dieser Hinsicht bereits Erfahrungen mit der ehemaligen Goebbels-Villa „Waldhof“ am Bogensee in Brandenburg gemacht. „Wir gucken uns die Käufer genau an.“ Bestehe ein Verdacht, werde auch der Verfassungsschutz eingeschaltet.

Auf Schwanenwerder stehen neben alten Villen auch einige umstrittene Neubauten, darunter die Repräsentanz der Unternehmensgruppe Würth. Viel Unmut löste der lang gestreckte Privatbau eines Unternehmerduos aus Zehlendorf am westlichen Ufer aus. Wegen der opulenten Ausmaße und des bekannten Architekturbüros Graft, das mit dem Bau beauftragt wurde, hielt sich lange das Gerücht, Brad Pitt und Angelina Jolie würden sich hier ihr privates Liebesnest einrichten. Thomas Loy

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