zum Hauptinhalt
Schwarze Schätze. Auf Plattenbörsen werden Sammler fündig.

© Spencer Platt/AFP

Schwarzes Gold: Die Rillenprüfung

Ungewohnter Ort für eine Schallplattenbörse: Sammler und Händler treffen sich im Dahlemer Gemeindehaus. Aber das Licht für den Blick auf Kratzer ist gut.

Raus aus dem Club, rein in den Gemeindesaal. In den letzten Jahren konnte man bei der zweimal jährlich stattfindenden Schallplatten-&-CD-Börse Berlin der Agentur First&Last im Neuköllner Huxley's Neue Welt nach Vinyl-Raritäten stöbern, jetzt muss die Börse umziehen – nach Dahlem ins Gemeindehaus der Evangelischen Kirche. Ein neuer ungewohnter Ort für Händler ebenso wie für Vinylsammler. „Wir probieren das jetzt halt mal und schauen, wie es läuft“, sagt Veranstalter Stefan Meiner, der bei Leipzig lebt und in ganz Deutschland Schallplattenbörsen organisiert. An diesem Wochenende findet die Börse zum ersten Mal in Dahlem statt.

Vor vier Jahren war sie von Friedrichshain ins Neuköllner Huxley’s gezogen. Aber dort ging es nicht mehr weiter , da in der Konzerthalle mehr Konzerte stattfinden als noch vor vier Jahren. Deswegen wurde der ausgelaufene Vertrag nicht verlängert, so Meiner. Plattenhändler haben ihm den neuen Veranstaltungsort vermittelt. Meiner hofft auf neue Besucher, auch aus dem Berliner Umland.

Für Sammler sind auf jeden Fall die besseren Lichtverhältnisse im Saal positiv. Im Huxley's war es so schummrig, dass man kaum erkennen konnte, in welchem Zustand eine Schallplatte war. Dabei ist das Prüfen ein wichtiges Ritual beim Erwerb gebrauchter Schallplatten.

Wieder rund 50 Plattenläden gibt es in Berlin

Kleiner wird die Börse in Zukunft sein. Für Meiner ist das eine für Berlin logische Entwicklung. Um die 50 Plattenläden gebe es in der Stadt wieder. Dazu die vielen Flohmärkte: „Allein der Mauerpark-Flohmarkt mit seinen zig Schallplattenhändlern wirkt ja schon wie eine wöchentlich stattfindende Börse.“ Der Bedarf an einer Veranstaltung wie seiner Börse sei hier nicht so groß wie in den anderen Städten mit schlechterer Schallplattenläden-Infrastruktur. „Eigentlich braucht Berlin überhaupt keine Börse“, sagt Meiner. Dazu kommt: Städte wie Nürnberg oder München haben zwei Mal im Jahr ihre Treffen für Vinylsammler. In Berlin gibt es sieben entsprechende Termine im Jahr. Außer seinen eigenen noch zwei im Forum Köpenick, und drei Mal gibt es die Internationale Schallplattenbörse in der TU Mensa, die das nächste Mal am 7. April statt findet.

Die Börse in der TU Mensa organisiert Michael Kohls. Er war der erste Veranstalter für diese Art von Event in Berlin, nächstes Jahr feiert er sein vierzigjähriges Jubiläum. Das möchte er noch mitnehmen, sagt er. Er ist inzwischen in Rente, ewig werde er keine Börsen organisieren.

Ständig umziehen wie seine Konkurrenz musste er nie. Er begann in der alten Mensa, nun ist er in der neuen. Ihm ist aufgefallen, dass das große Vinyl-Revival, für das auch jüngere Leute gesorgt haben, keinen Effekt auf seine Veranstaltungen habe. „Mein Publikum ist schon ein wenig mit mir gealtert“, sagt er. Stefan Meiner meint, der hohe Altersdurchschnitt sei typisch für Berlin. Sowohl Händler als auch Publikum seien in anderen Städten jünger, weil sich dort nicht nur die echten Sammler-Freaks angesprochen fühlten, sondern auch einfache Musikliebhaber. Vielleicht bedeutet sein Umzug nun auch die Chance, ein für Berliner Schallplattenbörsen untypisches Publikum anzusprechen.

Schallplatten-&-CD-Börse, Gemeindehaus Dahlem, Thielallee 1 bis 3, Samstag und Sonntag, von 11 Uhr bis 17 Uhr.

Zwölf Newsletter, zwölf Bezirke: Unsere Leute-Newsletter aus allen Berliner Bezirken können Sie hier kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false