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Letztes Stößchen. Sektbilder mit Führungskräften sind nämlich voll unfair. Foto: dpa

© picture-alliance / dpa/dpaweb

Berlin: SCHWEIGERGELÜBDE

Ach, liebe Leserinnen und Leser, wir Journalisten müssen unsere Arbeit überdenken. Dass das Schreiben eines Schauspielers eine Nachrichtenagentur dazu brachte, „auf eine breitere Berichterstattung“ über den Farbbeutelanschlag auf dessen Bleibe in einer deutschen Großstadt vorerst verzichten zu wollen, bringt auch uns in Berlin ins Nachdenken: Der Zustand ist wirklich unhaltbar – dass ein mutmaßlich politisch motivierter Anschlag auf das Eigentum einer Person des öffentlichen Lebens ein Gegenstand für Berichterstattung ist, geht einfach gar nicht!

Ach, liebe Leserinnen und Leser, wir Journalisten müssen unsere Arbeit überdenken. Dass das Schreiben eines Schauspielers eine Nachrichtenagentur dazu brachte, „auf eine breitere Berichterstattung“ über den Farbbeutelanschlag auf dessen Bleibe in einer deutschen Großstadt vorerst verzichten zu wollen, bringt auch uns in Berlin ins Nachdenken: Der Zustand ist wirklich unhaltbar – dass ein mutmaßlich politisch motivierter Anschlag auf das Eigentum einer Person des öffentlichen Lebens ein Gegenstand für Berichterstattung ist, geht einfach gar nicht! Darum hier die Liste mit Berliner Akteuren, über die wir, aus Rücksicht auf Privatsphäre, zumindest an dieser Stelle nicht mehr berichten wollen:

Immobilieninvestoren

Die Wohnung eines Menschen ist heiligster Privatraum, auch wenn sie noch im Werden ist. In unserer Berichterstattung haben wir das zuletzt leider zu oft ignoriert: In Zukunft wollen wir auf Berichte über umstrittene Bauprojekte wie etwa an der East Side Gallery grundlegend verzichten – zum Schutz der Investoren und ihrer Käufer und Mieter vor einer blutdürstigen Öffentlichkeit. Apropos Blut:

Babyfilmer im Vivantes

Eine landeseigene Klinik lässt eine Produktionsfirma in ihrem Kreißsaal filmen? Darüber könnte man kritisch berichten, hat der Tagesspiegel ja auch. Aber lenkt das nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf die armen Babys, die ungefragt zu käseverschmierten Medienstars werden? In Zukunft also: Macht doch, was ihr wollt! Das gilt selbstverständlich auch für ...

Hundebesitzer

Kot, Attacken – alles egal! In Zukunft wollen wir die intime Zweisamkeit zwischen Mensch und Wauwau nicht mehr stören. Gut, über Herrchen und Frauchen werden wir vielleicht noch das eine oder andere sagen, nicht aber über ihre ...

Hunde

Vor denen haben wir nämlich RICHTIG Angst! Und wo wir bei Angst sind, sind wir, es ist ja Ostern, auch schnell bei ...

Hasen

Obwohl es für den Osterhasen und seine Anhänger sinnstiftend ist, dass er heimlich zu Werk geht, berichten alle Medien. Deshalb starten wir nun die Initiative „Kein Ohr für Hasen!“ und wenden uns unserem letzten zu Verschonenden zu:

Klaus Wowereit

Den Regierenden ganz aus der Berichterstattung verbannen können wir nicht – was wir aber können: zukünftig auf jene tendenziösen Zusammenschnitte von Sektglasbildern mit Wowereit verzichten, die die Mär vom Party-Bürgermeister nähren. Wobei: Ein Bild zum Abschied wird ja wohl drin sein? Oder? Weil Ostern ist!

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