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Schweinegrippe: Senat wirbt für Impfung – Ärzteverband stellt sich quer

Die Verhandlungen mit den Medizinern scheiterten am Geld. Der Senat bot den Ärzten 5,50 Euro für die erste Injektion an und 4,50 Euro für die zweite Spritze. Die Ärzte forderten 7,10 Euro. Ab Montag wird "Schlüsselpersonal" in Kliniken, bei Polizei und Feuerwehr immunisiert.

Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher (Linke) hat bei der Vorstellung des Berliner Impfkonzepts nachdrücklich für den Schutz gegen die sogenannte Schweinegrippe geworben. Ab Montag soll das „Schlüsselpersonal“ wie Mitarbeiter der Charité oder Polizisten und Feuerwehrleute geimpft werden; dazu stehen zunächst 64 000 Impfdosen zur Verfügung. Anschließend sollen chronisch Kranke geimpft werden, bevor alle Berliner an die Reihe kommen. Wann das sein wird, konnte Lompscher nicht sagen, weil sich der Senat bisher nicht mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) einigte. Nun muss der Senat erst Verträge mit jedem einzelnen Arzt schließen.

Die Verhandlungen mit der KV und dem Hausärzteverband scheiterten am Geld. Der Senat bietet den Ärzten 5,50 Euro für die erste Injektion an und 4,50 Euro für die zweite Spritze. Die bekommen Menschen über 60 Jahre. Dagegen verlangte die KV die bei Grippe-Impfungen übliche Vergütung von 7,10 Euro. Nun sollen mit 2000 der 6500 niedergelassenen Ärzte Einzelverträge geschlossen werden. „Das Echo ist positiv“, sagte Lompscher. Bei der Ärztekammer erwartet Sprecher Sascha Rudat hingegen „mit Spannung“, wie viele Ärzte mitmachten. Einige Ärzte sehen zudem die Haftungsfrage mit Skepsis. Probleme gibt es auch bei der Produktion des Impfpräparats „Pandemix“ mit Verstärker. Berlin habe zwei Millionen Dosen bestellt, rechne aber lediglich mit einer Lieferung von 80 000 Dosen pro Woche, so Lompscher. Bliebe es dabei, kämen die letzten Dosen erst in einem halben Jahr in Berlin an.

Über das Verhalten der Kassenärztlichen Vereinigung sei sie „wenig erfreut“, sagte die Senatorin. Finanzielle Interessen der Ärzte würden offenbar über den Schutz der Patienten gestellt. Der Senat könne nicht mehr zahlen. Die Krankenkassen übernähmen höchstens 28 Euro pro Impfung, der Hersteller verlange 8,33 Euro für die Impfdosis. Und neben der ärztlichen Leistung müssten Logistikkosten bezahlt werden. „Es gibt keinen Boykott, aber die KV ist bei der Impfung nicht dabei“, sagt KV-Vorstandsvorsitzende Angelika Prehn. Sie gab aber zu, dass „in jeder Arzt-Brust zwei Seelen wohnen“ und daher wohl so mancher den Vertrag mit dem Senat abschließen werde. Die KV stelle dies jedem Arzt ohnehin frei. Einer davon ist Dieter Schwochow, Allgemeinarzt und zugleich Vorstand beim Hausärzteverband Berlin-Brandenburg: „Ich selber werde impfen, egal was bezahlt wird.“

Die großen Ver- und Entsorgungsunternehmen haben noch keinen Impfstoff. „Unsere Betriebsärzte impfen gerade gegen die normale Influenza“, sagt Sabine Thümler von der BSR. Man habe überall Behälter mit antiviralen Desinfektionsmitteln aufgehängt. Bei der Schweinegrippen-Impfung verweise man die Mitarbeiter aber an deren Hausärzte. Auch bei den Wasserbetrieben wird gerade gegen Influenza geimpft. Die später zugeteilten Schweinegrippen-Impfstoffe werde man den „Mitarbeitern in Kernfunktionen wie den Schichtbesatzungen in den Klärwerken, in den Leitstellen und beim Entstördienst“ zukommen lassen. Die BVG sagt, die Ärzte seien die Impf-Experten – so auch der Tenor beim Großunternehmen Siemens. Bei Vattenfall sagte Sprecherin Sandra Kühberger, „wir werden uns jetzt zu den Impfstoffen eine Meinung bilden“.

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