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Tina K, die Schwester des getöteten Jonny K., erhält den Medienpreis Bambi für ihr Engagement gegen Gewalt.

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Schwester des getöteten Jonny K.: Tina K. erhält Bambi für Engagement gegen Gewalt

Tina K, die Schwester des im Oktober am Alexanderplatz getöteten Jonny K. erhält den Medienpreis "Bambi" für ihr Engagement gegen Gewalt. Dass sie ihn verdient hat, glaubt sie aber nicht.

Es ist der bisher größte öffentliche Auftritt von Tina K. Am Donnerstagabend erhielt sie in Düsseldorf den Bambi für ihr Engagement gegen Gewalt. "Ich finde nicht, dass ich ihn verdient habe", sagt die 28-Jährige. Wie schon so oft, wenn sie öffentlich über den Tod ihres Bruders spricht, ringt sie mit den Tränen. "Nicht weinen, nicht weinen...", sagt sie zu sich selbst und auch in die Kameras der ARD, die die Verleihung live übertrug. "Ich möchte diesen Bambi meinem Bruder geben. Aber nicht nur ihm, sondern uns allen." Der Preis solle ein Symbol dafür sein, dass "Zivilcourage der richtige Weg ist." Am 14. Oktober war Jonny auf dem Alexanderplatz geschlagen und getreten worden, er starb im Krankenhaus. Eigentlich hatte er einem Freund helfen wollen, der in eine Schlägerei verwickelt worden war.

Neben Tina K. bekam auch ein weiterer Berliner den Bambi. Der Rabbiner Daniel Altun, der in Berlin auf offener Straße attackiert wurde, weil er Jude ist, erhielt den Preis für seine Bemühungen um Integration.

Mit dem Bambi für Tina K. erhält nun auch die von ihr geplante Stiftung "I am Jonny" bundesweite Aufmerksamkeit, die sich für Gewaltprävention an Schulen und Kindergärten einsetzen will.

Berlins Justizsenator Thomas Heilmann gratulierte der 28-Jährigen: "Tina K. tut unserer Gesellschaft gut", schrieb er in einer Pressemitteilung. "Ich gratuliere Tina K. zu ihrem Bambi. Ich bin beeindruckt, wie versöhnlich und gleichzeitig entschieden sie gegen Jugendgewalt auftritt."

Zuvor hatte Heilmann Tina K. bereits am Mittwoch bei einer Veranstaltung in der Marienkirche getroffen, bei der dem getöteten Jonny gedacht wurde. Tina K. hatte sich dort öffentlich dafür ausgesprochen, die Spirale der Gewalt zu durchbrechen: "Was nützt es mir, wenn ich jetzt auch wütend bin?", sagte sie. „Es ist nicht cool, Waffen zu tragen und andere zu mobben. Andere zu umarmen und ihnen zu sagen, dass ich sie lieb habe, das ist cool.“

Auf Beobachter wirkt oft irritierend, wie souverän sie scheinbar mit der Situation umgeht, sich keine Pause gönnt. Doch für die Stiftung, die sie gründen will, braucht sie Vertrauen, Spenden, Unterstützer. Die zusätzliche Publicity durch den Bambi dürfte sie daher freuen. Doch sie betont, dass sie ein normales Mädchen sei, in einer unnormalen Situation. Wie auch ihr Bruder ein ganz normaler Junge gewesen sei: „Ich möchte nicht, dass die Menschen ihn in Erinnerung behalten als den Typen, der tot geprügelt wurde“, sagt sie. Auf der Website iamjonny.de will sie deshalb auch ein Bild von Jonny, wie sie ihn kannte, zeigen.

In der Öffentlichkeit ist bisher nur die Geschichte seines Todes hunderte Male erzählt worden: Jonny K. war in der Nacht zum 14. Oktober mit mehreren Freunden auf einer Party in einem Club unter dem Fernsehturm. Als die Freunde gingen, war einer von ihnen so betrunken, dass er gestützt werden musste. Vor der Bar „Cancun“ am Alexanderplatz wurden die Freunde von sechs Männern unvermittelt angegriffen. Jonny K. erlitt so schwere Gehirnblutungen, dass er wenig später im Krankenhaus starb.

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