zum Hauptinhalt

Berlin: Schwester des Selbstmörders wirft der Polizei Versagen vor Kritik am Einsatz von Elektroschockgerät nach dem Todessprung vom Balkon.

Polizeipräsident: Waffe wird vorerst nicht mehr eingesetzt

Zwei Versionen gibt es über den Versuch eines SEKPolizisten, einen jungen Mann vom Suizid abzuhalten. Sicher ist nur, dass der von dem Polizisten eingesetzte „Airtaser“, eine Elektroschockwaffe, bei dem Einsatz zum ersten Mal versagt hat. Polizeipräsident Dieter Glietsch sagte am Montag im Innenausschuss, dass der Taser nicht mehr eingesetzt wird, solange die Ermittlungen laufen. Robert R. (28), den das SEK vom Sprung von einem Balkon in 30 Meter Höhe abhalten wollte, starb am Sonnabendnachmittag an den Folgen seines Sturzes.

Zwei Stunden lang hatte Robert R. – wie berichtet – seine Mutter, seine Schwester und seine Schwägerin sowie das Spezialeinsatzkommando (SEK) der Polizei in Atem gehalten. Erst saß er auf der Brüstung eines Balkons des Hauses an der Angerburger Allee in Charlottenburg und hielt eine Schusswaffe in der Hand. Dann kam er zurück in die Wohnung, um mit seiner „Schwester und seiner Schwägerin zu sprechen“, wie Justizsprecher Michael Grunwald sagte. Danach gibt es unterschiedliche Versionen über das, was geschehen ist:

Nach der ersten Version sagte der junge Mann angeblich, er wolle seine Waffe abgeben. Deshalb sei ein SEK-Mann in den Raum gegangen. Robert R. gab ihm die Waffe jedoch nicht, sondern richtete sie gegen sich selbst. Daraufhin feuerte der Polizist den Taser ab. Die Schockwaffe verschießt dünne Drähte. Über sie wird der Getroffene für Sekunden unter Hochspannung gesetzt, die ihn lähmt. Diesmal versagte der Taser – jedenfalls beim ersten Versuch. Beim zweiten Schuss aus der Schockwaffe drangen offenbar nicht alle Pfeile durch die dicke Bekleidung des Mannes. Er lief aus dem Raum auf den Balkon und stürzte sich in die Tiefe.

Die Version von Robert R.s Schwester lautet so: R. erschrak über den plötzlichen Schuss aus dem Taser, lief auf den Balkon und sprang in die Tiefe. Die Obduktion ergab, dass der Taser R. zwar getroffen hat, ihn aber nicht lähmen konnte. „Der Mann trug mehrere Kleidungsstücke übereinander“, gab Grunwald als mögliche Erklärung an. Die Schockwaffe ist umstritten. Fünfmal wurde sie in vier Jahren erfolgreich eingesetzt. Innensenator Körting (SPD) hat sich dafür ausgesprochen, die Waffe weiter zu testen. wvb./tabu

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false