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Berlin: Schwierige Operation

Zickenkrieg vor Gericht: Desiree Nick vs. Anouschka Renzi

Auf dem Gerichtsflur weiß man schon, wie der Zickenkrieg ausgehen wird. „Die Nick profitiert davon und die Renzi macht sich zur Stahnke.“ Übersetzt: Desiree Nick, das Lästermaul, wird vom Publikum als Verfechterin des freien Wortes gefeiert, und Anouschka Renzi, die Komödien-Schauspielerin, macht sich lächerlich wie einst Susan Stahnke, die Tagesschau-Sprecherin. Fast zwei Stunden dauerte gestern die Verhandlung um die öffentlichen Attacken von Nick gegen Renzi. Um Verfahrenskosten zu sparen, schlug die Richterin einen Vergleich vor – kurz: Die Streithennen halten künftig den Mund. Nach der Verhandlung kündigten die Anwälte beider Frauen an, ein Vergleichsangebot abzustimmen.

Wie alles anfing, weiß keiner mehr so genau. Die Nick hatte der Renzi in ihrer Show in der Bar jeder Vernunft attestiert, wegen der vielen Schönheits-Operationen hätten bei ihr „keine zwei Körperteile mehr dasselbe Alter“, dazu gab es weitere Gemeinheiten. Die Renzi schimpfte retour, außerdem habe sie sich nur die Lippen spritzen und nach einem Unfall die Nase richten lassen. Es erging eine einstweilige Verfügung gegen Nick, die legte Widerspruch ein, gestern war der Gerichtstermin – zu dem die Nick mit einem Witwenschleier erschien – „mein Büßergewand“, wie sie sagt. Auch das natürlich Satire. Anouschka Renzi blieb dem Termin fern. So ist es den Anwälten überlassen, sich zu beharken. Da geht es zunächst um formale „Zustellungsmängel“ und die Frage, ob sie „geheilt“ worden seien oder nicht. Die Nick inspiziert den Lack ihrer Fingernägel, die übrigen Anwesenden langweilen sich.

Nach einer halben Stunde geht es endlich zur Beweisaufnahme. Dem Gericht liegt eine Playboy-Ausgabe mit Nacktfotos vor, vom Nick-Anwalt als Beleg für die Schönheitsoperationen von Anouschka Renzi eingereicht. Die Nick erzählt von ihrem Dermatologen, bei dem auch die Renzi in Behandlung sei. Der habe ihr alles bestätigt. Die Richterin bleibt skeptisch, sie sieht nicht aus, als würde sie Nick Recht geben wollen. Die wirft dann noch ein, nicht nur Satire zu treiben, sondern Systemkritik, wie sie es nennt. „Diese weggespritzten maskenhaften Gesichter – muss man das als Schauspielerin machen?“, sagt sie.

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