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Berlin: Schwimmer zählen, Bäder schließen

Die Bäderbetriebe prüfen, ob die Vereine ihre Zeiten in den Becken ausnutzen. Wenn nicht, könnten Hallen dicht gemacht werden

Weniger Schüler, stagnierende Mitgliederzahlen in den Schwimmvereinen, Haushaltskürzungen bei den Bäderbetrieben: Womöglich müssen weitere Hallenbäder in Berlin geschlossen werden. Im Nachtragshaushalt wurde den Bäderbetrieben vor drei Wochen 1,3 Millionen Euro gestrichen. Jetzt überprüft die Bäderbehörde, wie die 37 Hallenbäder ausgelastet sind. Vor allem die Vereine werden dabei unter die Lupe genommen.

„Wir wollen feststellen, wie viel eine Stunde Schwimmen in den einzelnen Bädern kostet“, sagt Klaus Lipinsky, der Geschäftsführer der Bäderbetriebe. „Damit wir Vergleichszahlen für die einzelnen Bäder haben.“ Deshalb werden Zählungen durchgeführt. Tag und Uhrzeit sollen geheim bleiben, um die Ergebnisse nicht zu manipulieren. Lipinsky bestätigt, dass der Hintergrund die Haushaltskürzung von 1,3 Millionen Euro sind. Dadurch steht auch die Schließung von Hallenbädern im Raum. Ergebnisse stehen noch nicht fest und müssen erst im Aufsichtsrat und im Wirtschaftsausschuss der Bäderbetriebe abgesegnet werden. Die Zwischenergebnisse deuten aber darauf hin, dass die Vereine die Zeiten, die sie in den Bädern beanspruchen, nicht voll ausnutzen würden, heißt es bei den Bäderbetrieben.

Vergangenes Jahr wurden bereits zehn Bäder geschlossen. Danach hatten die Vereine vor dem Oberverwaltungsgericht geklagt, dass sie zu wenig Wasserflächen zur Verfügung hätten. Die Klage wurde abgewiesen. „Seitdem steht der Vorwurf im Raum, die Vereine würden die Bäder nicht in dem von ihnen beanspruchen Maße auslasten“, sagt Peter Hahn vom Landessportbund. Deshalb habe man mit den Bäderbetrieben und dem Berliner Schwimmverband vereinbart, gemeinsame Zählungen durchzuführen. Das aber sei bis heute nicht geschehen. „Die Ergebnisse der Zählungen, die die Bäderbetriebe nun im Alleingang vornehmen, werden wir nicht akzeptieren“, sagt Hahn.

Dass schon wieder Auslastungszahlen überprüft werden und die Vereine in die Kritik geraten, kann Ben Kruppa nicht verstehen. Er ist der Vorsitzende der „Berliner Robben“ und sagt: „Wir alle engagieren uns ehrenamtlich und holen Kinder von der Straße, aber die Politik legt uns nur Steine in den Weg.“ Sein Schwimmverein trainiert in einem Bad in der Fritz-Wildung-Straße in Wilmersdorf. Vor Kontrollen hat er keine Angst, sein Verein würde die Zeiten immer ausnutzen.

Manfred Galler, der Vorsitzende der Schwimmabteilung des „Berliner Sportvereins 92“, gibt hingegen zu, dass er durchaus Vereine kenne, die den Bäderbetrieben bewusst falsche Auslastungszahlen nennen würden. Er kritisiert, dass die Bäderbetriebe kein Konzept hätten, wie man mit den Vereinen zusammen die Zukunft gestalten soll.

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