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Die Schwimmerin und Bloggerin Bianca Tchinda lehnt die Einschränkung von privatem Schwimmtraining in Berliner Bädern ab.

© Thilo Rückeis

Schwimmhallen in Berlin: Privater Schwimmunterricht wird eingeschränkt

Die Berliner Bäder dulden in Zukunft keine gewerblichen Anbieter mehr. Schwimmlehrer müssen ab sofort Miete zahlen.

Es rumort unter der Wasseroberfläche. In dieser Woche war ein Schreiben der Berliner Bäder-Betriebe (BBB) vom 17. Februar durch den Tagesspiegel- Newsletter „Checkpoint“ an die Öffentlichkeit gelangt. Darin ergeht eine Anweisung an alle Beschäftigten, den privaten Schwimmunterricht in den Bädern einzuschränken.

Dürfen nun Eltern in Zukunft ihren Kindern nicht mehr das Schwimmen beibringen? „Ein ganz klares Nein“, antwortet eine Sprecherin der Bäder-Betriebe, „es geht nur um die gewerbliche Nutzung.“ Man habe den öffentlichen Auftrag, dafür zu sorgen, dass alle Schwimmbegeisterten ihrer Leidenschaft nachgehen können. Zuletzt sei es aber vermehrt zu Beschwerden gekommen. Häufig wären ganze Bahnen durch privates Schwimmtraining blockiert.

Schwimmlehrer fürchten um berufliche Existenz

Über diese Begründung kann Alexander Steinhart nur den Kopf schütteln. Er ist privater Schwimmtrainer und spricht von einem „indirekten Berufsverbot“. Über seine Arbeit in Berliner Bädern habe sich jahrelang nie ein Gast beschwert. Nun muss er in Zukunft für jede seiner Einheiten einen „Antrag auf Wasserzeiten“ stellen, also einen Teil der Schwimmhalle mieten.

Eine 50-Meter-Bahn kostet 60 Euro pro Stunde, zusätzlich zum Eintritt. Das sei bei Einzelstunden unwirtschaftlich, sagt Steinhart. Außerdem könnte sich die ohnehin schon angespannte Platzsituation dadurch verschärfen: Denn wenn in Zukunft ganze Bahnen für einen Einzelschwimmer privat angemietet werden müssten, würde der verfügbare Platz für die Freizeitschwimmer immer kleiner.

Schwimmhallen betonen Versorgungsauftrag

Von Seiten der BBB heißt es, man sei um ein Gleichgewicht bemüht, aber der Versorgungsauftrag für die Berliner Bevölkerung habe Vorrang. Privater Unterricht sei lange genug geduldet worden, obwohl er der Haus- und Badeordnung widerspreche. Nun müsse gelten: Wer den Raum für kommerzielle Aktivitäten nutzt, muss auch bezahlen. Bianca Tchinda, Betreiberin des Schwimm-Blogs Berlin, kann dies nicht nachvollziehen: „Ein Verbot in Parks Yoga-Kurse zu geben gegen Geld gibt es auch nicht.“

Die Bäderbetriebe wollen nun nach der Kritik für Personal Trainer eine neue Lösung erarbeiten; vor April sei jedoch keine Neuregelung zu erwarten. Für viele Berliner Schwimmtrainer bedeutet das noch mindestens einen Monat Ungewissheit. Und auch die Schwimmer, die aus privaten oder berufsbedingten Gründen nicht an den Kursen der Berliner Bäder-Betriebe teilnehmen können, müssen sich gedulden. Ob Anfänger oder Leistungssportler: Viele Schwimmer sitzen zurzeit auf dem Trockenen und hoffen darauf, dass sie bald wieder ungestört Bahnen ziehen können.

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