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Berlin: Schwulentreff: Heteros stören nicht

Die Stammgäste nennen es einfach nur "Ufer", den meisten Schönebergern ist die Engelhardt-Reklame mit blauen Wellen und Palmen auf gelbem Grund an der Fassade des Lokals in der Hauptstraße 157 ein altvertrauter Anblick. Im August vergangenen Jahres schloss die Schwulenkneipe "Anderes Ufer" an der Hauptstraße.

Die Stammgäste nennen es einfach nur "Ufer", den meisten Schönebergern ist die Engelhardt-Reklame mit blauen Wellen und Palmen auf gelbem Grund an der Fassade des Lokals in der Hauptstraße 157 ein altvertrauter Anblick. Im August vergangenen Jahres schloss die Schwulenkneipe "Anderes Ufer" an der Hauptstraße. Seit dem vergangenen Montag ist sie unter neuer Bewirtschaftung wieder geöffnet. Der 28-jährige Thorsten Lehmann, der bereits ein Jahr im Anderen Ufer am Tresen gestanden hat, übernahm den Laden von der Schultheiss-Brauerei. Etwa die Hälfte der alten Belegschaft wird nun bei ihm weitermachen.

Es sei ihm ein persönliches Anliegen gewesen die Institution Anderes Ufer nicht kaputtgehen zu lassen, erzählt Lehmann. Um die Kneipe hat sich seit ihrer Gründung 1977 eine feste Szene von schwulen und lesbischen Gästen gebildet. Darunter sind viele Prominente, Schauspieler, Schriftsteller und andere Künstler. Auch Heteros schauten ab und zu mal herein, daran störe sich niemand, sagt Lehmann. Das "Andere Ufer" wurde 1977 von Reinhard von der Marwitz und Gerhard Hoffmann eröffnet. "Der erste schwule Laden, in den man hineingucken konnte, in dem sich die Leute nicht versteckten". Legendär wurde die Kneipe durch Besuche David Bowies in seiner Berliner Zeit. Iggy Pop zählte zu den Gästen, Marianne Rosenberg und Nina Hagen.

Lehmann hat renoviert, die alten Tapeten herausgerissen, an einer Wand den Putz entfernt, so dass nun das Mauerwerk sichtbar ist, und neue Bänke eingebaut. Die Markenzeichen blaue Palmen und stilisiertes Wasser werden weiterhin für die Kneipe werben, das Schild allerdings erneuert und um eine Banderole in den Regenbogen-Farben erweitert. Sie stehen für die Homosexuellen-Bewegung. Und auch Ausstellungen werde es wieder geben, sagt Lehmann, eine alte "Ufer"-Tradition.

tob

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