zum Hauptinhalt

Berlin: Schwungvoller Start, abendliche Turbulenzen 100 000 feiern Eröffnung des Tempelhofer Parks Protestler klettern über die Umzäunung

Protestler stören Wowereits Auftritt

Nun gehört das seit rund 80 Jahren unzugängliche Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof den Berlinern. Rund 100 000 neue Besitzer erkundeten gestern bei der Eröffnung des Parks die riesige Fläche bis zum späten Abend zu Fuß, mit dem Rad oder auf Rollen. Bis zum Nachmittag mussten die rund 2300 eingesetzten Wachleute und Polizisten nur gegen wenige Störer vorgehen, zum Abend hin gab es dann aber Rangeleien mit Autonomen. Sie kletterten erst in Neukölln über die Umzäunung, demonstrierten später auf dem einstigen Flugfeld und weigerten sich nach der Schließung des Geländes ab 21 Uhr, dieses zu verlassen. Zeitweise waren deshalb ab 18 Uhr mehrere Eingänge gesperrt worden. Friedliche Besucher standen davor und ärgerten sich, weil sie nicht in den Park kamen.

Mit Parolen, Gejohle und Pfeifen hatten Zaungegner zu Beginn des Eröffnungstages versucht, die Reden des Regierenden Klaus Wowereit (SPD) und von Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) zu stören. Das Gelände bleibt auch in Zukunft eingezäunt und soll nach Einbruch der Dunkelheit abgeschlossen werden. Der Zaun sei in Ordnung, sagte Wowereit und erhielt Beifall von anderen Besuchern. Das Gelände solle nicht vermüllen, später müssten auch Baustellen gesichert werden. Deshalb sei es sinnvoll, den Zaun stehen zu lassen.

Ausgerüstet wie für den 1. Mai hatten Polizisten bereits am frühen Nachmittag rund 700 Demonstranten begleitet, die für die Öffnung des Zauns und gegen befürchtete Mieterhöhungen in der Umgebung protestierten. Sie erwarten eine Kommerzialisierung des Geländes und damit eine Verdrängung der Anwohner. Die Demo zog ohne Zwischenfälle vom Hermannplatz zum Flughafeneingang an der Ecke Oderstraße/Herrfurthstraße. Nach der Abschlusskundgebung attackierten dort Autonome die Umzäunung, etwa 20 schwarz Gekleidete überkletterten den Zaun, wurden aber von Sicherheitskräften und Polizisten des Platzes verwiesen und wieder hinaus geführt.

Später kehrten jedoch rund 300 Autonome und Mitglieder der linken Szene durch die Eingänge auf das Areal zurück und zogen mit Transparenten protestierend übers Flugfeld. Beamte begleiteten sie, griffen aber kaum ein. Bei den anderen Besuchern fanden die Protestler wenig Verständnis. Die Situation drohte erst zu eskalieren, als das Parkgelände gegen 21 Uhr geschlossen werden sollte, aber etwa 200 Demonstranten nicht abziehen wollten. Sie wurden schließlich von der Polizei in Richtung Neukölln abgedrängt. Laut Polizei gab es einige Festnahmen. Kurz nach 22 Uhr lag das Flugfeld dann wieder verlassen da.

Wegen der Störversuche wurden einige Eingänge zum Park „temporär geschlossen“, wie der Veranstalter, die Grün Berlin GmbH, mitteilte. Hunderte frustrierte Besucher standen davor und kamen erst nach längerer Wartezeit hinein. Etliche beklagten sich über ruppige Ordner, die keine Auskunft gaben, warum sie niemand durchließen. „Da wird man großartig eingeladen, und dann so etwas“, ärgerten sich Abgewiesene.

Der Regierende Klaus Wowereit sagte dem Areal eine große Zukunft voraus. Neben Wohnquartieren und Gewerbe am Rand des Geländes findet dort 2017 die Internationale Gartenbauausstellung statt. Senatorin Junge-Reyer forderte die Berliner auf, Ideen für die künftige Nutzung des Geländes mitzuentwickeln. Ziel sei es, den Park so beliebt zu machen, wie es der Central Park bei den New Yorkern sei. Der Tempelhofer Park sei wie ein Modell für die Entwicklung der Stadt Berlin zu sehen.

Rund 100 Vereine und Verbände hatten das Eröffnungsfest auf dem 380 Hektar großen Feld ausgerichtet, boten Drachensteigen, Football, Radfahren und Mitmachspiele an. Zum befürchteten Verkehrschaos rund um den Flughafen war es am Premierentag nicht gekommen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false