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Scooter werden einfach irgendwo abgestellt.

© Fatina Keilani

Scooter: Alter Schwede, junger Schwede: In Stockholm surrt der Verkehr

Sie stehen kreuz und quer in der Stadt und niemand stört sich dran: Elektroroller. Ob das hier auch klappt? Die Mentalität ist anders. Ein Erfahrungsbericht

Von Fatina Keilani

Ordentlich abgestellt? Nicht wirklich. Die Scooter stehen kreuz und quer, manchmal mitten im Weg, aber niemanden kümmert es. Dies ist Stockholm, in den Tagen von Midsommar, es wird nachts fast nicht dunkel. Laut Wikipedia wohnen in Berlin rund 4000 Menschen pro Quadratkilometer, hier in Stockholm sind es 5000, die Stadt müsste also voller wirken, aber das Gegenteil ist der Fall. Wo sind die alle? Es sind noch keine Ferien. Die Menschen sind entspannt, dabei zugleich diszipliniert, und vor allem: Ihre Grundeinstellung scheint zu sein, sich gegenseitig das Leben leichter zu machen. Genau daran fehlt es in Berlin häufig.

Das wäre mal eine sinnvolle Dienstreise für den Berliner Senat, wenn er eine funktionierende Stadt besichtigen will. Stockholm ist fast modellhaft. Die U-Bahnen sind sauber, die Straßen sind sauber. Trams und Busse fahren zuverlässig. Die Menschen sind freundlich und hilfsbereit. An jedem U-Bahnhof in Stockholm ist Personal, das Probleme löst, und das völlig unkompliziert. Es wird Rücksicht genommen, und niemand versucht sich auf Kosten anderer einen Vorteil zu verschaffen.

Bei der Rückkehr nach Berlin erreicht bereits der Busfahrer am Flughafen Tegel ein Aggressionsniveau, das in drei Tagen Stockholm unvorstellbar erschien.

Wer Roller lädt, kriegt Geld dafür

Zurück zu den Scootern. Es stehen vor allem Fahrzeuge der Firmen Voi und Lime in der Stadt; beide Firmen haben soeben den Berliner Markt betreten. Wie viele Roller sie im Berliner Stadtgebiet abstellen werden, verraten sie nicht. Das Ganze funktioniert per App, wie bei den Fahrrädern und Carsharing-Autos auch. Man muss sich verpflichten, einen Helm zu tragen, aber niemand tut es. Es ist gesetzlich auch nicht vorgeschrieben, sondern nur in den Vertragsbedingungen der Anbieter.

Gefahren wird auf der Straße, meistens. Abgestellt wird überall. Nach dem Abstellen muss der Benutzer den Roller fotografieren und das Foto an Voi schicken. Wer sich als "Hunter" betätigt, also nach Rollern fahndet, die geladen werden müssen, und sie auflädt, der bekommt Geld dafür.

Auch in Berlin werden demnächst überall Roller stehen, zusätzlich zu Fahrrädern, Vespas und Carsharing-Autos. Leider ist es technisch nicht möglich, mit den Rollern auch etwas schwedische Mentalität in den hiesigen Verkehr zu bringen.

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