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Berlin: Seele mit Curry

VON TAG ZU TAG Bernd Matthies staunt über die philosophische Erhöhung der Currywurst Die Currywurst an sich ist einfach. Entweder schmeckt sie uns – oder eben nicht.

VON TAG ZU TAG

Bernd Matthies staunt über die philosophische Erhöhung der Currywurst

Die Currywurst an sich ist einfach. Entweder schmeckt sie uns – oder eben nicht. Aber woran liegt das? Wir Berliner waren einfach zu betriebsblind, die höhere, geradezu philosophisch fundierte Ebene zu erreichen, von der aus ein Züricher PRExperte jetzt knapp formuliert, was Sache ist mit der Curry: Sie hat „jeder Geschmacksseele einen besonderen Ausdruck verliehen“.

Mensch, ja. Höchste Zeit für eine Ehrung der obersten Geschmacksseelenklempnerin, jener Hertha Heuwer, die 1949 in Charlottenburg Ketchup mit Gewürzen gemixt und das Resultat auf die nächstbeste Bratwurst verklappt hat. Am Sonntag wird die Tafel angeschraubt, an der Ecke Kant-/Kaiser-Friedrich-Straße, wo die Erfinderin ihre Bude hatte. „Ihre Idee ist Tradition und ewiger Genuss!“, steht rühmend darauf, hinsichtlich des zweiten Teils eine schwere Drohung.

Egal. Unsere Gedenktafeln sind uns lieb und teuer, und wenn neben Weltliteraten, Widerstandskämpfern und Nobelpreisträgern in Marmor auch an Hertha Heuwer erinnert wird, dann ist das eben so heut zu Tage. Da rebelliert etwas ganz leise? Muss die Geschmacksseele sein.

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