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Der Berliner Fernsehturm (links die Perücke von Meschac Gaba, rechts das Original) ist eines von zwölf Ausstellungsstücken.

© Meschac Gaba/Getty Images

Sehenswürdigkeiten als Perücken: Wenn man den Fernsehturm auf dem Kopf trägt

Der Künstler Meschac Gaba gestaltet die Sehenswürdigkeiten der Stadt – als Perücken. Ab Sonnabend sind seine Kunstwerke in einer Ausstellung zu sehen.

Der Berliner Fernsehturm ist braun mit einer beigefarbenen Turmkugel, und seine Wurzeln reichen ungefähr bis zum Bauchnabel. Das Café Moskau sieht aus wie ein außerirdischer Meeresbewohner, und die Reichstagskuppel erinnert an einen Bienenkorb. Möglicherweise wird es darunter auf Dauer auch ziemlich warm, denn diese Berliner Architektur ist zum Aufsetzen gedacht.

Zwölf Perücken aus geflochtenem Kunsthaar hat der westafrikanische Künstler Meschac Gaba für die Design-Ausstellung „Connecting Afro Futures. Fashion x Hair x Design“ entworfen, die ab dem morgigen Sonnabend im Kunstgewerbemuseum zu sehen ist.

„Ich möchte die Menschen glücklich machen, denn ich bin selbst ein glücklicher Künstler“, hat der Maler und Bildhauer einmal gesagt. Meschac Gaba, 57 Jahre alt, hat in Amsterdam studiert, in Rotterdam gelebt, sein Werk wurde auf vielen Biennalen gezeigt. Der westliche Blick auf Afrika ist Gaba, der heute wieder in seiner Heimatstadt Cotonou in Benin lebt, meist viel zu negativ.

Perücken aus geflochtenem Kunsthaar

Er benutzt Humor als Mittel um zu zeigen, dass Afrika auch ein fröhlicher, unbeschwerter Kontinent ist. Zugleich weist sein Werk auf das Verbindende zwischen den Menschen aus unterschiedlichen Kulturen hin. Warum also nicht den Berliner Fernsehturm oder den Kollhoff-Tower am Potsdamer Platz mit dem aus Afrika stammenden Braiding, den kunstvollen Flechtfrisuren, verbinden, die für Schönheit, Kraft und Selbstbewusstsein stehen?

Sind doch beide Elemente – Architektur wie Haare – bei aller Verschiedenheit identitätsstiftende Statussymbole.

Solche Perücken-Architektur hatte Gaba zuvor unter anderem für New York und Johannesburg entworfen. Zuerst macht er Fotos von Gebäuden mit für ihn großer skulpturaler Qualität und fertigt danach Drahtgestelle an. Die eigentliche Flechtarbeit gibt er dann in die Hände von Frauen, die ihren Lebensunterhalt mit dem Handwerk des Braidings verdienen.

Das Café Moskau.
Das Café Moskau.

© promo

Als Gaba in den Braiding-Shops seiner westafrikanischen Heimat zum ersten Mal solche überdimensionierten Perücken in Auftrag gegeben hat, haben sich die Flechterinnen sehr gewundert, was für merkwürdige Kopfbedeckungen die Menschen außerhalb Afrikas tragen wollen. Eine Geschichte über kulturelle Missverständnisse aus – für den Westen – durchaus ungewohnter Perspektive.

Die Ausstellung im Kunstgewerbemuseum ist von Dienstag bis Freitag von 10 bis 18, am Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr zu sehen.

Eva Steiner

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