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Seit 1985 befindet sich das Eiszeit Kino in der Zeughofstraße, vorher war es in Schöneberg.

© Doris Spiekermann-Klaas

Seit 1985 im Kiez: Eiszeit-Kino in Kreuzberg schließt

Das Berliner Programmkino gibt auf – obwohl es erst 2016 aufwendig umgebaut worden ist. An diesem Freitag wird bereits Abschied gefeiert.

Auf der Homepage des Kreuzberger Eiszeit-Kinos wird das eigene Ende mit nüchternen Worten beschrieben: „Das Eiszeit muss schließen – wir sagen Danke, Tschüss & Aufwiedersehen“, ist dort zu lesen. Eine kleine Abschiedsparty am Freitag werde es noch geben, „aber nichts Großes“, sagt Burkhard Voiges, einer der beiden Betreiber des Kinos. Ihm ist der Frust über das Ende einer echten Kreuzberger Institution deutlich anzuhören.
1985 zog das Eiszeit-Kino in einen Hinterhof in der Zeughofstraße, es entwickelte sich mit seinen beiden kleinen Sälen zu einem der führenden Programmkinos in Berlin. Ende der Nuller Jahre, als es für unabhängige Häuser immer schwieriger wurde, sich gegen die Multiplex-Kinos und die den Berliner Arthouse-Markt beherrschende Yorck-Kinogruppe durchzusetzen, kam es zu einem völligen Neustart des Eiszeit-Kinos. Voiges und sein Geschäftspartner Rainer Krisp übernahmen vor vier Jahren das Lichtspielhaus, zogen raus aus dem Hinterhof in das Vorderhaus und eröffneten vor gut eineinhalb Jahren nach längerem Umbau ganz neu. Nun mit drei Sälen, Gastronomie und kleiner Bar.

Ärger mit dem Vermieter

Alles toll, alles schick, das Eiszeit schien gerettet. Doch lauscht man den Schilderungen von Voiges, war das Projekt letztlich von vornherein zum Scheitern verurteilt. Das Verhalten des Vermieters, ein Rechtsanwalt aus München, habe demnach das Eiszeit zu Grabe getragen. Der Vermieter selbst war für eine Stellungnahmen nicht erreichbar. Der Umbau des Kinos habe, sagt Voiges, über eine Million Euro gekostet. Der Vermieter versprach 360 000 Euro Sanierungszuschuss, geflossen sei davon laut Voiges nur die Hälfte. Das fehlende Geld habe dazu geführt, dass so manche Rechnung für die Baukosten nur verspätet gezahlt werden konnte. Sie hätten versucht, weiter mit dem Vermieter im Gespräch zu bleiben. Ein Mediator, der Kinobeauftragte des Medienboards Berlin, sei in die Verhandlungen einbezogen worden: Mit ihm wurde laut Voiges beschlossen, dass die fehlenden 180 000 Euro für den Baukostenzuschuss durch Einbehaltung der Mieten abgegolten werden sollten.

Was kommt nach dem Kino?

Als tatsächlich drei Monate keine Miete mehr bezahlt wurde, sei sofort die fristlose Kündigung wegen Mietschulden eingegangen. Der Vermieter habe von der Abmachung mit dem Mediator nichts mehr gewusst. „Der wollte uns einfach raus haben“, sagt Voiges, „schon vor zwei Jahren hat er zu mir gesagt, hätte er gewusst, was man mal für hohe Mieten in Kreuzberg nehmen kann, hätte er uns sein Objekt gar nie vermietet.“ Dort, wo sich bis übermorgen noch das Eiszeit befindet, soll bald ein Gastronomiebetrieb einziehen, glaubt er. Das Ganze sei typisch und in Kreuzberg inzwischen normal für das Verhalten von Vermietern. Nun droht dem Eiszeit-Kino das Insolvenzverfahren.

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