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Berlin: Seit alle Deutsch sprechen, gibt es weniger Konflikte

Die Herbert-Hoover-Realschule wurde für ihre umstrittene Entscheidung mit dem Nationalpreis geehrt

Nein, die ersten Worte beim Festakt für die Herbert-Hoover-Realschule waren nicht deutsch. „Morning has broken“, ertönte es aus Mädchenkehlen und füllte die Französische Friedrichstadtkirche augenblicklich mit einer heiteren Stimmung, die während der gesamten Preisverleihung nicht mehr weichen wollte. Kaum etwas an diesem sonnigen Dienstagmorgen am Gendarmenmarkt erinnerte noch an die aggressive Diskussion, die im eiskalten Berliner Januar tobte, als die Weddinger Schule sich sogar international dafür rechtfertigen musste, dass sie sich zu einer Deutschpflicht auf dem gesamten Schulgelände entschlossen hatte.

Gestern also nur noch Lob: Richard Schröder, Theologe an der Humboldt-Universität, SPD-Denker und Vorstandsvorsitzender der Deutschen Nationalstiftung, hob in seiner Begrüßung hervor, dass es Schüler, Lehrer und Eltern gemeinsam gewesen seien, die sich zu der so heftig umstrittenen Schulordnung durchgerungen hätten. Eben wegen dieses gemeinsamen Votums für eine gemeinsame Sprache, die niemanden ausgrenzt, habe die Stiftung den diesjährigen Nationalpreis der Hoover-Schule zuerkannt.

Die Gemeinsamkeit wurde auch prompt demonstriert. Nachdem Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) in einer geradezu euphorischen Laudatio die Schule gewürdigt hatte, die „Maßstäbe gesetzt“ habe, traten Lehrer, Schüler und Eltern ans Mikrofon, um ihre Beweggründe darzulegen. Lehrer Klaus Wassermann erinnerte an die „Handgreiflichkeiten“, die vor drei Jahren immer schlimmer wurden und schließlich dazu geführt hatten, dass man das Schulleben ändern wollte. Schülersprecherin Halime berichtete, dass es Zeiten gab, „da haben wir ein Spiel gespielt: jemanden beleidigen in einer Sprache, die er nicht versteht“. Seitdem überwiegend Deutsch gesprochen werde, gebe es weniger Konflikte: „Wir fühlen uns sicher.“ Und Elternsprecher Yener Polat sagte, dass es immer darum gegangen sei, den Schulfrieden zu stärken. Er könne sich nicht denken, dass das nicht alle wollten. Und er bedauerte, dass die Eltern sich nicht früher um die Sprache gekümmert hätten.

Schulleiterin Erika Steinkamp, die damals im Januar die Hauptlast der Kritik ertragen musste und wochenlang von Medien belagert wurde, strahlte in die Runde, als sie erzählte, was die Schule mit dem Preisgeld von 75 000 Euro anfangen wolle: Die Aula, die seit fast 30 Jahren nicht nutzbar ist, weil sie zu Unterrichtsräumen umgebaut wurde, wird vom Bezirksamt renoviert und dann mit Hilfe des Preisgeldes mit einer Bühne ausgestattet. „Wir wollen das Fach Darstellendes Spiel zu uns holen“, kündigte sie an. Und noch etwas Gutes konnte sie berichten: Über 80 Prozent ihrer Schüler haben den Mittleren Schulabschluss geschafft – trotz der schwierigen Prüfungsaufgaben.

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