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Berlin: Seit kurzem ein Verein, nun mit gemeinsamem Kochbuch

Einfach nur kochen: Das ging noch bei Meister Bocuse. Im neuen Jahrtausend muss die Sache einen knalligeren Namen haben.

Einfach nur kochen: Das ging noch bei Meister Bocuse. Im neuen Jahrtausend muss die Sache einen knalligeren Namen haben. Wie wäre es, wenn die "Jungen Wilden" die Szene aufmischen? Seit 1997 gibt es den Klüngel der hoffnungsfrohen Nachwuchsköche als Idee und gelegentliche Kooperation, im September 1999 wurde ein richtiger Verein mit Managerin draus; allmählich dürfen sie sich rühmen, in der deutschen Top-Gastronomie den kreativen Ton anzugeben. Das gerade erschienene Buch "Die Jungen Wilden kochen" zeigt, wie sie arbeiten.

Und komisch: Jeder arbeitet anders. "Wild" ist nur ein griffiges Wort für ein gewisses Modebewusstsein, das sich in allen möglichen Variationen ausdrücken kann, in erfinderischen Rezepten, dramatisch gestalteten Auftritten oder verrückten Servierideen. Der wildeste von allen, Stefan Marquard aus Meersburg, träumt von einer Party am Pool, deren Gäste das Buffet nur schwimmend erreichen ...

Die Berliner Mitglieder - Alexander Dressel (Borchardt), Kolja Kleeberg (Vau) und Markus Semmler (Mensa/Stil) - stecken vergleichsweise brav in ihrer nach wie vor weißen Kluft, und zumindest Kleeberg und Semmler stehen für einen besonders puristischen Stil ohne exaltierte Ausbrüche. Auch das Junge ist eher eine Sache des Kopfes, wie Kleeberg gestern bei der Pressevorstellung im Beliner "Stilwerk" sagte, "wenn er zu uns passt, kann natürlich auch ein 60-Jähriger mitmachen".

20 Mitglieder hat der Verein jetzt, und damit will man es auch genug sein lassen. Die Liste reicht von Juan Amador bis Konrad-Zacharias Wolfmiller; die meisten von ihnen sind gegenwärtig vor allem in Fachkreisen bekannt. Treten sie vor die Fernsehkameras, dann garantiert nicht in biederen Hausfrauensendungen, sondern eher bei leicht hysterischen Sachen wie dem Kochduell, das Frank Buchholz und Alexander Herrmann schon zu einer Art Popstar-Status verholfen hat. Der 27-jährige Stefan Manier meint dezidiert, Drei-Sterne-Restaurants mit ihrer kostbaren Kochkunst seien gut und schön, "doch du kannst nicht dein Leben lang an der Realität vorbei kochen". Auffällig: Gleich mehrere arbeiten nicht mehr in der Tretmühle eines Restaurants, sondern springen mit entsichertem Handy als Berater durch die Welt. Auch Manfred Heissig, in Berlin noch als experimentierfreudiger Chef in der "Quadriga" in guter Erinnerung, macht das gegenwärtig so. Das im Falken-Verlag erschienene Buch (143 Seiten, 39,90 DM) ist rasant, bisweilen ein wenig manieriert fotografiert, die Rezepte sind machbar, wenn auch kaum für Anfänger geeignet.

Beim Blättern spätestens fällt es dann wieder auf: Keine einzige Frau dabei. Nicht wild genug? Ach, sagt Markus Semmler, wissen Sie überhaupt irgend eine geeignete Küchenchefin? Gäbe es sie, würde man sogar eine Ausnahme vom Aufnahmestop machen: "Die dürfte dann glatt die einundzwanzigste sein".

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