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Berlin: Seitenweise

VON TAG ZU TAG Andreas Conrad über die Phantome der Buchmacher Zu schade, dass Goethe nur sechs Tage in Berlin weilte, 1778, immerhin im Mai. Der Duft der Linden konnte sein Erschrecken über den verwegenen Menschenschlag, der nach seinem Urteil hier wohne, leider nicht überdecken.

VON TAG ZU TAG

Andreas Conrad über

die Phantome der Buchmacher

Zu schade, dass Goethe nur sechs Tage in Berlin weilte, 1778, immerhin im Mai. Der Duft der Linden konnte sein Erschrecken über den verwegenen Menschenschlag, der nach seinem Urteil hier wohne, leider nicht überdecken. Aber man stelle sich vor, er wäre hier hängen geblieben und Berlin hätte am Gendarmenmarkt nicht nur ein Schillerdenkmal, sondern auch ein Goethehaus zu bieten – Frankfurt könnte als Stadt der Buchmesse endgültig abdanken. So müssen wir uns hier noch etwas anstrengen, damit die Phantome der Buchmacher nicht nach sonst wohin abwandern oder bleiben, wo sie sind: am Main. Immerhin dürfen wir mit jahrhundertelanger Tradition wuchern: Keller schrieb hier den „Grünen Heinrich“, Hemingway flirtete mit Käthe Dorsch, und selbst einer wie der Filippino José Rizal ließ sich ausgerechnet in Berlin nieder, um das Nationalepos seiner Heimat zu schreiben. Eine Internationale Buchmesse? Hatten wir auch schon, über zwei Jahrzehnte lang, bis sie Ende Siebziger sanft entschlief. Aber mit Mauer drumrum konnte es ja nichts werden.

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