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Berlin: Selbstmord: Drogenboss erhängte sich im Gefängnis

Nur wenige Tage, nachdem eine 50-köpfige Drogendealerbande aufgeflogen ist, nahm sich der 54-jährige Kopf der Bande das Leben. Er erhängte sich in seiner Gefängniszelle am Bettgestell.

Nur wenige Tage, nachdem eine 50-köpfige Drogendealerbande aufgeflogen ist, nahm sich der 54-jährige Kopf der Bande das Leben. Er erhängte sich in seiner Gefängniszelle am Bettgestell. Wie die Justiz gestern mitteilte, wurde der Tote bereits Sonnabend früh von Vollzugsbeamten gefunden. Der aus Berlin stammende Drogenboss saß erst seit vergangenem Mittwoch in Untersuchungshaft. Er hinterließ mehrere Abschiedsbriefe.

Wie berichtet soll der 54-Jährige Deutsche rund 20 Jahre lang mit fast 50 Verwandten, Freunden und Bekannten einen lukrativen Handel mit Haschisch und Marihuana betrieben haben. Derzeit sind noch zwölf Bandenmitglieder in Haft. Der Mann galt nicht als selbstmordgefährdet, daher wurden keine besonderen Vorkehrungen getroffen.

Als seine Zwei-Mann-Zelle, in der er alleine untergebracht war, Sonnabend gegen 6.30 Uhr kontrolliert wurde, fanden ihn Vollzugsbeamte mit dem Bettzeug erhängt am Gestell des Etagenbetts. Über die Zahl, den Inhalt und die Adressaten der Abschiedsbriefe wollte sich Justizsprecherin Anja Teschner gestern nicht äußern.

Für die übrigen Bandenmitglieder seien nun Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden, sagte Teschner. Ihre Zellen werden in unregelmäßigen Abständen kontrolliert. Außerdem wurden sie gestern einem Psychologen vorgestellt. Es gebe allerdings keine Hinweise darauf, dass die anderen Bandenmitglieder sich ebenfalls mit Selbsttötungsgedanken trügen oder gar ein Massenselbstmord geplant gewesen sei. Die Angehörigen der Drogendealerbande waren getrennt untergebracht und hatten auch während der Freistunde keinen Kontakt.

Mit einer Großrazzia hatte die Polizei die Bande vergangene Woche zerschlagen. 65 Wohnungen waren durchsucht worden, 31 Verdächtige im Alter von 24 bis 61 Jahren wurden festgenommen. Schätzungsweise 20 Jahre lang hatten die Schmuggler im Verborgenen gedealt und dabei zweistellige Millionenumsätze gemacht. Sie pflegten keinen aufwendigen Lebensstil und blieben vermutlich daher so lange von der Polizei unbehelligt. Innerhalb der Bande gab es keine straffe Hierarchie, man vertraute sich.

Ihre Millionengewinne verbarg die Bande geschickt und investierte sie in Immobilien und Lebensversicherungen. Wieviel Haschisch und Marihuana insgesamt auf das Konto der Bande gehen, wird möglicherweise nie geklärt. Aber allein zwischen 1996 und 2000 sollen sie in Holland fünf Tonnen Haschisch für rund 33 Millionen Mark gekauft, nach Deutschland geschmuggelt und hier verkauft haben. Pro Kilo Haschisch verdienten sie 6500 Mark.

Ins Rollen gekommen waren die Ermittlungen der Rauschgiftfahnder bereits 1999 nach der Anzeige einer Bank an der holländischen Grenze und einer Berliner Wechselstube wegen Geldwäscheverdachts. Dennoch ging die Bande weiterhin ihren illegalen Geschäften nach.

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