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Al Bano und Romina Power, Sänger-Traumpaar der 80er aus Italien.

© Thilo Rückeis

Sempre Sempre Schlager: Comeback vom Al Bano und Romina Power

Al Bano und Romina Power stehen zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder zusammen auf der Bühne. Ein Treffen mit den beiden.

Haben die etwa gerade geflirtet? „Das übersetzt du jetzt besser nicht“, sagt Romina Power mit einem Lachen zu ihrem Ex-Mann. Al Bano und Romina Power sitzen an einem langen Tisch im zehnten Stock eines Hotels, mit Blick über Berlin. Sie im weißen Gewand, mit wallendem blonden Haar, Al Bano schick mit Anzug, Hut und Seidenschal. Das Traumpaar der Siebziger und Achtziger, jetzt 63 und 72 Jahre alt.

Vor einem Monat haben sie auf der Berliner Waldbühne ihr erstes Konzert im deutschsprachigen Raum seit 20 Jahren gegeben. Vor 8000 Zuschauern. Aus ganz Deutschland reisten die Fans an. „Ein großer Moment“, sagt Al Bano, der eigentlich Albano Carrisi heißt. Ganze Familien kamen und sangen die alten Hits mit ihnen, brachten Blumen auf die Bühne, mit Tränen in den Augen. „Wegen euch haben wir Italienisch gelernt – das habe ich an diesem Abend oft gehört“, sagt Romina Power. Nächstes Jahr soll im November die Tour folgen, mit neun Deutschland-Terminen. Das Comeback des Italo-Pop hat gerade erst angefangen.

Jetzt berühren sich die Bäuche

Jetzt sind sie wieder in Berlin, um in der Sendung von Carmen Nebel ihr soeben erschienenes Album vorzustellen. Dazu gehören vier neue Songs – hauptsächlich besteht das Album aus Live-Aufnahmen der alten Lieder: „Felicità“, „Sempre Sempre“, „Sharazan“. Da wird das Duo wieder lebendig, wie aus einer anderen Welt. Sie, die diese Bühnenpräsenz hatte, mit ihren hingebungsvollen Tänzen, dem endlosen Haar, dem lodernden Blick und diesem magischen Lächeln auf den Lippen. Er, immer ein bisschen steif auf der Bühne, der aber die Zuhörer verzauberte, sobald er anfing zu singen. Wie sie sich an ihn schmiegte. Amore.

Beim Song „We’ll live it all again“ gebe es eine Stelle, zu der sie schon immer gemeinsam auf der Bühne tanzten, erzählt Romina Power. Ein sinnlicher Moment. Heute sei das ein wenig anders, sagt sie und lacht. Sie legt die Hände auf den Hosenbund und sagt mit Seitenblick zu Al Bano: „Jetzt berühren sich dabei unsere Bäuche.“

"Ich habe mich verändert"

Wenn sie jetzt, Jahrzehnte später, gemeinsam singen, sieht das Publikum in den beiden mehr als die versöhnten Scheidungsleute: den Schicksalsschlag, als 1994 die gemeinsame Tochter verschwand – bis heute ein ungelöster Fall. Die Trennung, erbitterte öffentliche Streits, Funkstille.

„Er ist ganz genauso, wie er früher war“, sagt Romina Power. Al Bano widerspricht nicht. Und sie? „Ich habe mich verändert.“ Sie habe zum Buddhismus gefunden. Genieße das Leben. Es könnte ja jeden Moment vorbei sein. Man brauche nur zur Tür hinauszugehen – und schwupps ... „Komm schon“, sagt Al Bano. Lacht. Sie seien beide reifer geworden, sagt er.

Nach dem Konzert in der Waldbühne reiste Al Bano weiter. Zu Auftritten in Spanien, Israel, Kasachstan – er hat nie aufgehört zu singen. Auf der Bühne lädt er die Fans gerne an eine lange Tafel ein, wo er ihnen Wein aus seiner Winzerei in Süditalien serviert. „Weil ich weiß, dass sie diesen Moment nie vergessen werden“, sagt er.

Auf Anfrage zusammengefunden

Das gefällt ihm. Romina Power ging zurück in die Staaten, wo sie nahe Los Angeles lebt. Sie möge es, zwischendurch diese Ruhephasen zu haben, sagt sie. Die Aufnahmen zu den neuen Songs hat sie in einem Studio in LA gemacht. Al Bano hat seine Parts in Italien aufgenommen.

Jetzt hat Al Bano Hunger. Sie überlegen, wo sie essen sollen. Klar teilen sie sich kein Hotelzimmer mehr und verbringen weniger Zeit miteinander als früher. Dafür ist die jüngste Tochter mit nach Berlin gekommen. Am meisten freue sich aber Al Banos 92-jährige Mutter über die Versöhnung, sagt Romina Power. Die Mutter ist sogar mit nach Moskau geflogen, um beim ersten gemeinsamen Konzert dabei zu sein – ein russischer Unternehmer richtete es aus, in privatem Kreis. Erst auf dessen Anfrage hin hatte sich das einstige Traumpaar wieder zusammengerauft.

Ist das ein Happy End?

Al Bano erinnert sich an das erste Wiedersehen nach all den Jahren. „Ich habe mich wie ein Eisblock gefühlt.“ Doch als sie dann anfingen, gemeinsam zu singen, war es plötzlich wieder ein bisschen wie früher. Sie konnten sich gar nicht mehr retten vor Anfragen zu weiteren Auftritten.

Sogar eine gemeinsame TV-Show wird es geben. Al Bano moderiert schon jetzt eine Sendung im italienischen Fernsehen, in der Familien, die sich verloren haben, wieder zusammengeführt werden. Für die nächsten Folgen wird Romina Power im Anschluss an den Berlin-Besuch an seiner Seite stehen. Die persönliche Tragödie um die verschwundene Tochter wird mitschwingen, genauso wie das Ende ihrer Liebe, die Wut und der Frieden, den sie jetzt nach all den Jahren geschlossen haben.

Ist das ein Happy End? „Happy ja“, sagt Al Bano. „Aber es ist nicht das Ende.“ Glückliche Zeiten, das treffe es eher. Romina ist einverstanden. Und die Fans sowieso.

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