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Berlin: Senat: Schulen sollen Religionsunterricht neu organisieren Gemeinsamer Lehrpläne könnten Kürzungen ausgleichen

Die Millionenkürzung des Senats beim Religions- und Lebenskundeunterricht soll möglichst nicht auf Kosten der Kinder gehen. Die Landesregierung will durch Umstrukturierungen in den Schulen erreichen, dass mit weniger Lehrkräften mehr Kinder erreicht werden können.

Die Millionenkürzung des Senats beim Religions- und Lebenskundeunterricht soll möglichst nicht auf Kosten der Kinder gehen. Die Landesregierung will durch Umstrukturierungen in den Schulen erreichen, dass mit weniger Lehrkräften mehr Kinder erreicht werden können. Dazu müssen allerdings die Stundenpläne von Parallelklassen aufeinander abgestimmt werden, damit die Kinder gemeinsam den Religionsunterricht besuchen können. Das halten etliche Schulen kaum für organisierbar. In Wilmersdorf und Lichtenberg soll modellhaft mit der Umstrukturierung begonnen werden.

Aufgeschreckt worden war der Senat durch die Ankündigung der Evangelischen Kirche, künftig an etlichen Schulen den Religionsunterricht einzustellen. Anders könne man die Kürzung der Personalzuschüsse um 2,5 Millionen Euro nicht verkraften. Auch die Katholische Kirche und der Humanistische Verband, der Lebenskundeunterricht anbietet, sehen sich außerstande, mit den eingeschränkten Personalmitteln ihre Angebote voll aufrechtzuerhalten. Damit würden noch weniger Kinder als bisher einen Unterricht zur Wertevermittlung erhalten.

Dies aber wollten weder der zuständige Kultursenator Thomas Flierl (PDS) noch Bildungssenator Klaus Böger (SPD) verantworten, so dass sie seit März nach einer Lösung des Problems suchten. Herausgekommen ist bisher wenig. Zwar hat sich eine eigens einberufenen Arbeitsgruppe von Schulleitern, Senatsbeamten und Vertretern der Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften darauf geeinigt, dass die Stundenpläne der Parallelklassen besser abgestimmt werden sollen. Eine Tagesspiegel-Nachfrage in Wilmersdorf und Lichtenberg ergab allerdings, dass die betreffenden Schulen bis vergangene Woche darüber noch nicht einmal informiert wurden. Und das, obwohl sie bereits mitten dabei sind, die Stundenpläne für das kommende Schuljahr zu entwerfen.

Bögers Sprecher Thomas John begründet die ausgebliebene Benachrichtigung der Schulen damit, dass „noch nicht alle Absprachen getroffen wurden“. Im übrigen seien in der Arbeitsgruppe auch Schulleiter vertreten, womit die Belange der Schulen berücksichtigt würden.

Doch offensichtlich gibt es unter den Schulleitern unterschiedliche Ansichten. An der Grundschule am Rüdesheimer Platz etwa begegnet man den Plänen höchst skeptisch. „Wir springen im Quadrat“, lautet der Kommentar von Schulleiterin Ulrike Fütterer-Schumann. Es sei „technisch“ gar nicht möglich, die Stundenpläne der Parallelklassen so abzustimmen, dass alle zur selben Zeit Religionsunterricht hätten. Dies aber ist die Voraussetzung dafür, dass alle Schüler, die Religions- oder Lebenskundeunterricht haben, zu größere Lerngruppen zusammengefasst werden können.

Auch die Oberschulen haben Organisationsprobleme beim Religionsunterricht: Hier ist der Anteil von Schülern, die dieses Unterrichtsangebot wählen, so gering, dass es nicht einmal ausreichen würde, die Stundenpläne von Parallelklassen abzustimmen: Es müssten sogar jahrgangsübergreifende Gruppen gebildet werden. Dies würde bedeuten, dass etwa der Religions- und Werteunterricht in den Stundenplänen der Siebt- und Achtklässler zur selben Zeit verankert werden müsste. „Die haben keine Ahnung, was hier los ist“, meint ein Lichtenberger Schulleiter angesichts der Landesregierungs-Planungen „am grünen Tisch“.

Laut Senat müssen im Lebens- und Religionsunterricht durchschnittlich 15 Kinder in der Grundschule und zehn Kinder in der Oberschule sitzen, damit die Personalmittel reichen. Der Humanistische Verband findet aber, diese Zahlen hätten „nichts mit der Schulwirklichkeit zu tun“: In anderen Bundesländern werde der Religionsunterricht schon bei acht Kindern eingerichtet, in Brandenburg liege die Mindestgrenze bei zwölf Schülern.

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