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Berlin: Senat verschweigt, wie oft Lehrer fehlen

Abgeordnete kritisieren mangelnde Informationen über Krankheitstage der Berliner Pädagogen

Schulverweigerer werden in Berliner Statistiken akribisch genau erfasst – nach Bezirk, nach Schultyp, nach Fehltagen. Wo allerdings die meisten Lehrer fehlen, bleibt Verwaltungsgeheimnis. Lehrerfehlzeiten werden zwar auch nach Bezirk und Schule erfasst, doch dürfen die Daten nicht veröffentlicht werden. Das hat Mieke Senftleben, die bildungspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, jetzt der Antwort der Schulverwaltung auf eine Kleine Anfrage entnehmen können.

Darin heißt es, die Verwaltung sammle und speichere die Fehlzeiten. Doch deren Auswertung habe der Hauptpersonalrat „ausdrücklich“ widersprochen. Senftleben kritisiert das. An der Schulschwänzer-Statistik zeige sich, dass es soziale Problembezirke gebe – eben die, in denen besonders viele Schüler unentschuldigt fehlten. Die schwierige soziale Lage wirke sich womöglich auch auf die Lehrer aus. Doch wenn man nicht wisse, ob Lehrer in den Problembezirken öfter krank sind als in anderen, könne man auch nichts dagegen tun, sagt die FDP-Bildungspolitikerin.

Der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Sascha Steuer, würde ebenfalls gern Genaueres über die Fehlzeiten von Lehrern wissen. Die Personalvertretungen verhielten sich widersprüchlich, sagt Steuer. Seit Jahren forderten sie eine bessere Gesundheitsvorsorge für die Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes. Aber die notwendigen Daten wollten sie nicht herausgeben.

„Unbefriedigend“ findet Joachim Jetschmann, der Landesvorsitzende des Beamtenbundes, die Situation. So könne man nicht klären, wo die Ursachen für hohe Krankenstände liegen, sagt er. Warum der Hauptpersonalrat die Daten nicht herausgeben will, weiß auch Jetschmann nicht. Das Personalvertretungsgremium war am Sonntag nicht zu erreichen. Die Sprecherin der Innenverwaltung, Nicola Rothermel, bestätigt aber, dass Krankenstände bei der Feuerwehr oder der Polizei durchaus bezirksweise bekannt gegeben würden.

Bei den Schülerfehlzeiten zeigt sich, dass vor allem Hauptschulen eine problematisch hohe Quote aufweisen. An diesem Schultyp fehlen durchschnittlich 5,5 Prozent der Schüler unentschuldigt. Am geringsten ist der Prozentsatz der Schulschwänzer mit 0,3 Prozent an den Gymnasien.

In Berlin gibt es 300 000 Schüler. Im Vergleich der Bezirke schneiden Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln deutlich schlechter ab als alle anderen Bezirke. In Mitte fehlen täglich 2,4 Prozent der Schüler ohne Entschuldigung, in Neukölln sind es 2,3 Prozent, in Friedrichshain-Kreuzberg 2,1 Prozent. Am korrektesten verhalten sich Schüler und ihre Eltern dieser Statistik zufolge in Pankow. Dort fehlen täglich gerade 0,66 Prozent der Schüler, ohne dafür einen guten Grund angeben zu können.

Im Vergleich zum Schuljahr 2004/05 hat sich die Disziplin an den Schulen verschlechtert. Die Fehlquote in den Problembezirken nahm ebenso deutlich zu wie in den anderen. In Spandau, Charlottenburg-Wilmersdorf und Lichtenberg beispielsweise hat sich die Zahl der unentschuldigt fehlenden Schüler verdoppelt. Insgesamt 139 074 Fehltage verzeichnet die Statistik als „unentschuldigt“. Werner van Bebber

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