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Klassenarbeit statt Prüfung, lautet das Programm der Zehntklässler in Berlin.

© Armin Weigel/dpa

Update

Senatorin will Beschwerden von Lehrern prüfen: Ergebnisse im Berliner Matheabitur noch schlechter als 2019

Kritik am Berliner Matheabi gab es schon vorher, jetzt sind die Ergebnisse da. Die Aufgaben sollen zeitlich nicht zu schaffen gewesen sein, sagen Lehrer.

Die Befürchtungen von Mathematiklehrern haben sich bestätigt: Die berlinweiten Ergebnisse im Matheabitur sind noch schlechter ausgefallen als 2019. Dies belegt die Auswertung für die öffentlichen Schulen, die die Bildungsverwaltung dem Tagesspiegel auf Anfrage mitteilte.

Demnach sank der Mittelwert im Leistungsfach Mathematik von 7,7 Punkte auf 7,4, im Grundkurs von 6,9 auf 6,6 Punkte. Da die Prüfungsnoten vervierfacht in das Abiturergebnis einfließen, haben sie erhebliche Auswirkungen auf den Abiturschnitt, mit dem sich die Absolventen um einen Studienplatz zu bewerben haben. Zudem konkurrieren die betroffenen Schüler nun mit Bewerbern, die von den ansonsten besseren Noten im Abitur 2020 profitierten.

Die Verschlechterung ist auch deshalb von Bedeutung, weil die Durchschnittsnote in Mathematik schon 2019 die schlechteste der zehn meistgewählten Leistungskursfächer war. Das hatte die Auswertung des Instituts für Schulqualität ergeben. Damals hatte es schon im Vorfeld Proteste und eine Umfrage des Landesschülerausschusses gegeben.

Lehrer sehen ein Zeitproblem

2019 wie auch 2020 hatten die Lehrer darüber geklagt, dass zu viele Aufgaben gestellt wurden, die rein zeitlich nicht zu schaffen gewesen seien. Dieses Jahr kommt der Vorwurf hinzu, dass es auch fehlerhafte oder missverständliche Aufgaben gegeben habe.

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Tausende Absolventen sind betroffen. „Wir nehmen die Hinweise in jedem Jahr sehr ernst und prüfen sie derzeit“, teilte Iris Brennberger, die Sprecherin von Bildungssenatorin Sandra Scheres (SPD), mit, nannte die Schwankungen aber „nicht sehr auffällig“. Da die  Schnellauswertung erst seit Mittwoch vorliege, werde die Prüfung "noch etwas Zeit in Anspruch nehmen".

Es gibt bereits Beschwerdebriefe aus Schule

Einige der profiliertesten Berliner Mathematikschulen haben sich bereits bei der Verwaltung über das Abitur beschwert. Die vielfach geäußerte Einschätzung lautet, dass es zwar genügend "leichte" Aufgaben gab, um eine Note im Mittelfeld zu bekommen. Um eine sehr gute (oder gute) Note zu erreichen, hätte man aber (fast) alle Aufgaben lösen müssen, was nach Ansicht der Lehrer aus den betreffenden Profilschulen aus Zeitgründen aber kaum möglich gewesen sei.

Der Vorwurf lautet: "Nivellierung"

Anspruchsvolle Aufgaben, die für die Schüler der Profilschulen geeignet wären, würden nicht mehr gestellt, berichten die gleichen Lehrer. Stattdessen werde eine "Nivellierung" betrieben - durch Aufgaben, die nur einem leichten oder mittleren Schwierigkeitsgrad entsprächen. Das Erreichen sehr guter Leistungen solle nicht mehr durch Qualität, sondern vor allem durch Quantität erreicht werden. Beim Quantum aber hätten sich die Lehrer, die die Aufgaben im Auftrag der Bildungsverwaltung erstellt hätten, verschätzt, heißt es.

Nicht die einzige Kritik

In dieser Hinsicht fühlen sich viele Schulen an 2019 erinnert. Auch damals hieß es, dass die guten Schüler, die wirklich alle Aufgaben hätten lösen wollen, während der stundenlangen Klausur nicht einmal Zeit gehabt hätten, um ein Bissen zu essen.

Wie berichtet, gab es in der Vergangenheit immer wieder Kritik an zu leichten Mathematik-Prüfungen in Berlin - nicht nur im Abitur, sondern auch beim Mittleren Schulabschluss (MSA). Die MSA-Prüfungen entfielen dieses Jahr wegen der Corona-Pandemie.

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