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Berlin: Senatsbaudirektor dämpft Erwartungen Berliner Architekten

Bei der Stadtgestaltung will die Architektenkammer Berlin künftig mehr in Entscheidungen einbezogen werden. Das verlangte Vorstandsmitglied Marion Petra Huhn am Mittwochabend bei einer Diskussionsveranstaltung.

Bei der Stadtgestaltung will die Architektenkammer Berlin künftig mehr in Entscheidungen einbezogen werden. Das verlangte Vorstandsmitglied Marion Petra Huhn am Mittwochabend bei einer Diskussionsveranstaltung. Die Kammer wollte wissen, ob es eine "neue Baupolitik für Berlin" geben wird. Senatsbaudirektor Hans Stimmann kündigte dabei eine neue Form des "Stadtforums" mit weiteren Architekturgesprächen an, dämpfte aber die Erwartungen und betonte, dass die große Zeit des öffentlichen Bauens und der Architektenwettbewerbe vorbei sei.

Es gebe keinen Bedarf für neue Schulen und neue Krankenhäuser und keine nennenswerte Nachfrage nach sozialem Wohnungsbau. Wer von den Architekten auf die "Renaissance der schönen Zeiten" hoffe, müsse enttäuscht werden. Die Verwaltung verstehe sich eher als Management, das Investoren Angebote unterbreite, sagte Stimmann. Es gehe vor allem um die Frage, wie man Leute, die Wohneigentum erwerben wollten, in der Stadt halten könne. Ein Schwerpunkt sei deshalb der privatfinanzierte, eigentumsorientierte Wohnungsbau in der Innenstadt, auf dem Friedrichswerder und am Molkenmarkt in Mitte. Auch das historische Zentrum zwischen Holzmarkt, Alexanderplatz und "Schloss" solle zu einem Mittelpunkt der Planung gemacht werden. Hier stehe man vor einem größeren Bauvolumen als am Potsdamer Platz, doch fehlten große Investoren wie Daimler Benz und Sony, an denen sich die Verwaltung zwar gerieben habe, die aber die Planung vorangetrieben hätten. Am Alex stehe man da vor einer neuen Herausforderung.

Stimmann kündigte ferner ein Programm für die öffentlichen Plätze an; in jedem Jahr wolle man sich eine bestimmte Zahl vornehmen und bauliche Veränderungen vorbereiten. Er bezeichnete den "öffentlichen Raum als Motor der Stadtentwicklung".

Barbara Oesterheld, baupolitische Sprecherin der Grünen im Abgeordnetenhaus, sah "erhebliche Probleme", wenn sich der Senat weniger als Stadtentwickler, sondern eher als Manager versteht. Damit mache man sich von Investoren abhängig. Ihrem Kollegen von der PDS, Bernd Holtfreter, war aufgefallen, dass Stimmann schon vom "Schloss" gesprochen hatte. Eine neue Strategie in der Baupolitik konnte er ansonsten nicht erkennen. "vielleicht nur Erkenntnisse, dass es mit der Traumwelt nicht weiter geht". Der Architekt Jörg Joppien merkte an, dass zu sehr auf die Entwicklung der Innenstadt, nicht aber auf die Zukunft der Peripherie geachtet werde. Er forderte Transparenz und Chancengleichheit bei Wettbewerben und bedauerte, dass viele junge Architekten Berlin verlassen, weil sie nicht glauben, ihre Planung verwirklichen zu können.

Die Wachstumsperspektive Berlins sei "furchtbar überschätzt" worden, sagte der Stadtplaner und Stadtsoziologe Bernd Hunger. Erfolgreich habe Berlin Großsiedlungen saniert und behutsame Stadterneuerung betrieben. Die Methode der kritischen Rekonstruktion mit ihren Traufhöhen und Blockrastern habe aber auch zu verhängnisvollen Schäden gefüht, etwa an der Friedrichstraße, bekam der Senatsbaudirektor zu hören. Noch gebe es eine Chance für die Straße, wenn man etwa den Bahnhofsvorplatz und den Platz vor dem Hotel Unter den Linden nicht bebaue.

Christian van Lessen

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